Wir verlassen Kappadokien und fahren fast 600 km nach Osten. Bald passieren wir den schneebedeckten Gipfel des erloschenen Vulkanes Erciyes (3917 m), der zu Urzeiten mit seinen Ausbrüchen für die Tuffsteinschichten in Kappadokien verantwortlich war.
Die autobahnähnliche Schnellstraße 300 ist nicht das was der Motorradfahrer braucht, deshalb nehmen wir die Nebenstrecke über Develi und Elbistan. Wir überqueren auf abgelegenen, engen Straßen insgesamt 5 Pässe, bis wir am späten Nachmittag Malatya erreichen.
Weitere 100 km südlich, über eine Serpentinenstraße mit vielen Schotterstücken geht es bergauf in eine abgelegenen Bergregion namens Nemrut Dagi. Hier befindet sich eines der bizarrsten archäologischen Fundstücke der Türkei. Vor über 2000 Jahren lies der größenwahnsinnige König Antiochos der erste hier ein Heiligtum mit Königsgrab errichten, das sich mit Sphinx, Abu Simbel und den Buddhas von Bamyan messen kann. Nach der wunderbaren Passstraße und einem letzten mühsamen Stück Schotterpiste stehen wir bei Sonnenuntergang vor den herabgestürzten Köpfen der Götterstatuen. Das muss man gesehen haben.
Der Sonnenuntergang hier, beeindruckend romantisch und pittoresk, ist berühmt. Die hellen Scharen von Touristen, die hier allabendlich mit Bussen hoch gekarrt werden, wissen das auch. Während die eng gedrängt auf allen Felsen sitzen und nach Westen starren, nutze ich das letzte Licht des Tages, um die Götterstatuen abzulichten.
Dann wird es schnell dunkel. Keine Chance, das nächste Dorf heute noch zu erreichen, bei Dunkelheit fahre ich nie, und über Schotterstraßen schon gar nicht. Also nehmen wir Quartier in der Herberge in der Nähe des Gipfels.
Danach geht es über die gut ausgebaute Schnellstraße nach Osten. Hier beginnt das Siedlungsgebiet der Kurden. Man erkennt es an den Trachten, den Pumphosen, den Kopftüchern der Männer.
In Feribot führt uns eine Fähre über einen Seitenarm des Atatürk-Stausees. Dort treffen wir Marc und Toon, die mit dem Fahrrad Richtung China unterwegs sind.
In Siverek zeigen sich die Kurden von ihrer freundlichsten Seite. Wir werden zum Tee eingeladen. Im Teehaus schart sich um uns ein Dutzend Männer: Woher? Wohin? Verheiratet? Kinder? Beruf? Was kost das Motorrad? Wir müssen Rede und Antwort stehen, mit Händen und Füßen, so gut es halt geht.
Hier trennen sich unsere Wege. Erik fährt von hier zurück nach Westen, ich nach Osten.
Diyarbakir, mit einer Million Einwohner die größte Stadt des von Kurden bewohnten Südostens des Landes, fasziniert mit seiner ummauerten Altstadt, seinen Basaren, und seiner kurdisch-oriantalischen Atmosphäre.
Ich fahre in die Innenstadt und frage die Leute nach einem Hotel. Schnell findet sich ein freundlicher Herr, der sogar Englisch spricht, und führt mich zu einer sauberen und erschwinglichen Bleibe. Dann will er mir unbedingt die Stadt zeigen - er ist Fremdenführer, stellt sich heraus, und er hofft wohl, mich als Kunden zu gewinnen. Ich habe meine liebe Mühe, ihn zu vertrösten und los zu werden.
Ich besichtige die große Moschee, klettere auf die fünf Meter dicke alte Stadtmauer, schaue von dort auf die verwinkelten Stadthäuser der einfachen Leute, und verbringe einige Stunden im Basar. Der Duft der Gewürzhändler, der Lärm der Werkzeugschmiede, die dunklen Gassen mit tausend Geschäften aller Art faszinieren mich.
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