Iran [1]

Reisebericht: Gregors Motorradreise in den Iran
14. Mai - 18. Juni 2007

25.5.2007, Von Dogubayazit nach Kandovan, Iran

Benzin ist in der Türkei so teuer wie nirgends sonst auf meinen Reisen. Mein Tank ist ziemlich leer, aber es sind nur wenige Kilometer von Dogubayazit zur Grenze des Iran. Drüben im Iran ist der Sprit spottbillig.

Überall an der Grenze, sowohl hier auf der türkischen Seite als auch auf der Iranischen, lungern Geldwechsler herum und versuchen mir weiszumachen, dass ich jetzt bei ihm Geld tauschen müsse, der Wechselkurs sei auf der Bank viiiel schlechter. Alles gelogen. Ich hab vor der Abreise recherchiert, und weiß, dass das, was diese Schlemihls anbieten, alles andere als korrekte Wechselkurse sind. Einer will mir gar nur die Hälfte des Wertes meiner Dollars in Rials auszahlen.

Mit mulmigem Gefühl im Bauch nähere ich mich der iranischen Grenzstation. Ob mich die Mullahs bereits an der Grenze schikanieren werden? Hochnotpeinlich verhören? Oder gar die Einreise verweigern?

Ein Soldat weist mich an, vor dem Bürogebäude zu parken. Nach wenigen Minuten erscheint ein adretter Herr im schwarzen Anzug und spricht im besten Englisch, "Willkommen im Iran. Wir freuen uns über ihren Besuch und wünschen einen angenehmen Aufenthalt." Er nimmt meine Papiere an sich und führt mich dann der Reihe nach zur Grenzpolizei, zum Zoll, zur Fahrzeugabfertigung und schließlich zur Bank, wo ich Geld tauschen kann. Er regelt alles, hilft mir beim Ausfüllen der Formulare. Und als ich einmal an einem Schalter 10 Minuten warten muss, serviert er mir einen Tee, damit mir die Zeit nicht lang wird. Ich bin platt, so bin ich noch nie an einer Staatsgrenze hofiert worden. Nach kaum einer halben Stunde ist die ganze Prozedur erledigt. "Ich wünsche Ihnen eine sichere, angenehme Reise in unserem schönen Land" sagt er zum Abschied. Ich bin angekommen im Iran, ich darf losfahren.

25.5.2007, Iran, kurz nach der Grenze Hier im Iran kostet der Sprit gerade mal 8 Cent der Liter, da werd ich gleich nach der Grenze voll tanken, hab ich mir gedacht. Denkste! Entweder hab ich die Tankstelle an der Grenze übersehen oder es gibt wirklich keine. Ich fahre 50 Kilometer weit auf der Hauptstraße, nirgends gibts Benzin. Schließlich halte ich mit leerem Tank in einem staubigen kleinen Kurdendorf an und frage die Leute nach Benzin. Sie verweisen mich auf die nächste Stadt, 30 Kilometer weiter. Das geht nicht, mein Tank ist leer. Einer der Herren setzt sich in sein Auto, braust davon, und kommt nach 5 Minuten mit einer großen Plastikflasche Benzin zurück. Ich bin gerettet . Ich geb ihm einen Dollar und krieg von ihm auch noch eine Limo spendiert.

Die Landschaft hier ist bergige, öde Steppe. 3.6.2007, Großstadtverkehr in Orumiyeh Dann nähere ich mich der ersten Großstadt, Tabriz. Ich streife die City auf der Schnellstraße, und das reicht mir fürs erste. Der Großstadtverkehr ist so chaotisch, wie ich es noch nie erlebt habe. Der erste Kreisverkehr bringt mich nahe an den Herzinfarkt. Es scheint überhaupt keine Regeln zu geben, alle fahren drauflos, jede Lücke wird genutzt, alle drängeln sich durch den wogenden Verkehr wie die Schafe durchs Tor.

Später hab ich gemerkt, dass es doch eine Regel gibt, nämlich die, dass nichts geregelt ist. Und das funktioniert. Chaos heißt nicht Faustrecht, und niemand riskiert eine Kollision, nur weil er meint, er hätte Vorfahrt. Ich muss nur aufpassen, auf keinen anderen aufzufahren, die anderen tun mir schon nichts. Nach einiger Zeit hat man sich dran gewöhnt und fährt entspannt.

Mein erstes Ziel ist Kandovan, ein kleines, pittoreskes Dorf in den Bergen südlich von Tabriz. Genau wie in Kappadokien haben die Menschen sich hier Wohnungen in den Tuffstein gegraben, allerdings leben die Bauern und Schäfer noch in ihren Höhlen.

25.5.2007, Kandovan, Iran 25.5.2007, Touristen in Kandovan Als ich ankomme, ist das Dorf total von Autos verstopft. Heute ist Freitag, das ist hier der arbeitsfreie Tag, da fahren alle raus ins Grüne und machen Picknick.

Ich finde ein Zimmer für 6 Euro, dafür kann ich offensichtlich keinen Komfort erwarten. Es gibt keine Betttücher, nur eine Wolldecke, dazu ein paar alte, gut abgehangene Kissen und eine dünne Schaumstoffmatratze. Ein Handtuch gibt es auch nicht. Als ich auf die Frage nach einem Handtuch ein klares "Nein" kriege, sieht der Chef der Herberge mein enttäuschtes Gesicht und holt aus seinem eigenen Bad das gebrauchte Familienhandtuch.

Aus der dunklen Tiefe meines Zimmers heraus kann ich den Leuten diskret mit dem Teleobjektiv nahe kommen, dem kann ich nicht widerstehen.

25.5.2007, Touristin in Kandovan
25.5.2007, Touristin in Kandovan
25.5.2007, Touristin in Kandovan
25.5.2007, Touristin in Kandovan
25.5.2007, Touristin in Kandovan
25.5.2007, Touristin in Kandovan

26.5.2007, Kandovan

Am Morgen ist der Wochenendrummel verschwunden. Kandovan ist leergefegt von Touristen. Keine Autos mehr, nur Schafe, Ziegen, Esel und ledergesichtige Schäfer.

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