Grad als ich die Suche nach einem akzeptablen Frühstück aufgeben will, finde ich eine kleine Frühstücksbar - Spiegeleier mit Bohnen! Wunderbar.
Von Qazvin geht es nach Osten ein Stück auf der Autobahn, dann ab nach Norden durch grandiose Berglandschaften. Mein Ziel ist das Alamut-Tal mit den Attentäterburgen. Der Name stammt daher, dass im 11. Jahrhundert in diesen abgelegenen, unzugänglichen Felsennestern von einer militanten Sekte Kämpfer, Killer, Entführer, und Kamikaze-Krieger ausgebildet wurden.
Irgendwie verpasse ich die letzte Abzweigung und gerate auf eine Straße parallel zu einem großen Bach. Es muss hier die letzten Tage geregnet haben, denn die Straße besteht wadentief aus Morast. Es wird immer bodenloser, sodass ich mich entschließe, umzukehren. Das untere Drittel der Maschine ist inzwischen mit Schlamm überzogen wie ein Magnum-Eis mit Schokolade. Ich muss im Schrittempo fahren, und im stehen, um die Schlaglöcher abfedern zu können. Da rutscht mir der Fuß von der Fußraste, die Fuhre schlingert, und platsch! liege ich im Schlamm. Mann, Maschine, Gepäck, alles landet gleichmäßig und vollständig im Moorbad.
Ich versuche, die Maschine aufzurichten, aber das sauschwere Ding ist glitschig und entgleitet mir. Gerade will ich anfangen, das Gepäck abzubauen, da kommt ein einheimischer Mopedfahrer vorbei. Er hält an und hilft mir, und nach wenigen Minuten kann ich weiterfahren.
80 km nordöstlich von Qazvin, nach 2,5 Stunden Fahrzeit, erreiche ich Alamut Village (Moallem Kalayeh). Mein Quartier ist das Hotel Koosaran. Nun, ein Hotel in unserem Sinne ist es nicht. Es gibt nur ein Gästezimmer, und darin schlafen bis zu sechs Gäste. Ich bin der einzige Gast heute und hab das Zimmer für mich alleine.
Ali Sami, der Wirt, schließt erst mal den Gartenschlauch an. Ich brauche eine gute Stunde um mich, die Maschine und das Gepäck vom Schlamm zu befreien. Dann wird die Maschine in den Innenhof gewuchtet, das sei kein Problem, sagt er, hier war schon mal ein Motorradtourist. Es ist schon ein Problem. Ich krieg die Mühle nur mit äußerster Mühe und mit viel fremder Hilfe durch das enge Tor und über die Schwelle und den steilen Treppenabsatz. Ob ich hier je wieder rauskomme?
Während ich auspacke, schreit im Nachbarhaus eine Frauenstimme ganz entsetzlich laut und andauernd. Es geht durch Mark und Bein. Sämtliche Bewohner des Dorfes stehen oder sitzen vor dem Haus. Was ist los? Ali erklärt: Im Nebenhaus liegt eine alte Frau im Sterben, die Tochter ist es, die so schreit, und die Dorfbewohner haben sich versammelt um den Tod der Frau abzuwarten.
Ich marschiere durchs Dorf, steil bergauf Richtung Burg. Nach einer halben Stunde muss ich umkehren, denn es wird dunkel. Ich hab den Gipfel nicht geschafft. Morgen früh mach ich noch einen Anlauf.
Als ich zurück in mein Zimmer komme, sind da zwei weitere Touristen, ein Engländer und eine Australierin. Macht nichts, es ist ja genug Platz für sechs hier. Jeder greift sich eine Matratze, eine Wolldecke, ein Kissen und richtet sein Nachtlager. Wenigstens die Kissen sind diesmal frisch (einigermaßen frisch) überzogen.
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