Ich bin jetzt etwa 400 km Luftlinie östlich von Bagdad. Dies ist der Scheitelpunkt meiner Reise, ab jetzt geht es wieder nach Nordwesten.
Eine wunderbare Landstraße zweiter Ordnung führt von Korramabad nach Norden. Ich gerate irgendwo hinter den sieben Bergen an eine Tankstelle, bei der gerade der Strom ausgefallen ist. Eine lange Schlange von Autos und Mopeds wartet, ich kann nicht weiter, also warte ich auch. Als nach 20 Minuten das Notstromaggregat läuft, gibt es wieder Benzin, allerdings läuft nur eine Zapfsäule, und die entsetzlich langsam. Sie fördert vielleicht 2 Liter pro Minute. Die Schlange wird länger und länger, die Leute werden laut, manche regelrecht aggressiv. Zum Glück bemächtigt sich ein groß gewachsener, muskulöser Führertyp des Zapfschlauches, und gibt an jeden Wartenden drei Liter Benzin, gerade genug, damit die Leute weiter fahren können. Die Leute haben Respekt vor ihm, der Aufruhr legt sich. Bei mir ist der Herrenmensch jovial, er macht meinen Tank randvoll.
Eigentlich wollte ich Kermanshah besichtigen, die Stadt und das Umland sind wohl voller Sehenswürdigkeiten. Allerdings liegt der Ort heute wenig einladend im dichten Smog, außerdem ist das wieder mal eine von diesen Millionenstädten, die ich mir geschworen habe, zu meiden. Also fahr ich dran vorbei, weiter nach Norden.
Heute ist Freitag, der freie Tag. Am Wochenende wird Picknick gemacht, im Grünen oder am Wasser. Die Restaurants und Teehäuser in den Bergen sind gut besucht. Überall in der Botanik stehen Zelte, die Iraner sind begeisterte Camper.
Immer wilder wird die Landschaft, ich nähere mich der irakischen Grenze. Ich erreiche das Kurdenstädtchen Paveh. Ich suche ein Hotel, keiner kann mir helfen.
An einer Tankstelle kurbelt einer die Scheibe runter und radebrecht mit mir auf Italienisch, "niente hotel qui. andiamo alla mia casa..." oder so ähnlich. Ich nehme die Einladung gerne an.
Abdullah hat vor der Islamischen Revolution als junger Mann in Paveh in einer italienischen Firma gearbeitet und damals etwas Italienisch gelernt. Die Italiener sind schon lange nicht mehr hier.
Abdullah wohnt in einem Häuschen an der steilsten Stelle der Stadt, 180 Treppen oberhalb der Straße. Mein Motorrad kann ich nach Ladenschluss im Gemüsemarkt an der Ecke hinter Schloss und Riegel bringen. Ich kriege erst mal eine üppige Mahlzeit, dann stellt er mir seine Familie vor. Dann setzt er sich mit mir aufs Motorrad und wir fahren quer durch die Stadt zu seiner Mutter. Dort werde ich noch mal bis zum Bersten gefüttert und lerne neben der Mutter seine Schwester, seinen Schwager, die Schwägerinnen und deren Kinder kennen. Ich zeig wieder meine Familienfotos im Handy.
Zurück bei Abdullah wird das Nachtlager hergerichtet. Matratzen werden auf dem Teppich im Wohnzimmer ausgebreitet, Abdullah, seine zwei Söhne und ich schlafen dort. Mutter und Tochter haben ein eigenes Schlafgemach.
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