Iran [2]

Reisebericht: Gregors Motorradreise in den Iran
14. Mai - 18. Juni 2007

26.5.2007, von Kandovan nach Ardabil

Ich will nach Osten, Richtung Kaspisches Meer. Ich suche schon wieder verzweifelt eine von den dünn gesäten Tankstellen. Nach einer langen Irrfahrt durch Tabriz werde ich endlich fündig. Allerdings weiß ich jetzt überhaupt nicht mehr wo ich bin. Die paar Wegweiser mit lateinischer Schrift sind viel zu wenig, um den Weg aus der 1,5 Millionenstadt heraus zu finden. Ein Taxi muss mich retten. Der Fahrer lotst mich für 2 $ zur Hauptstraße nach Osten

26.5.2007, Moschee in Ahar 26.5.2007, Moschee in Ahar In Ahar sehe ich zum ersten Mal eine der typisch persisch schiitischen Moscheen, mit Kuppeln wie riesige goldene Ostereier.

Um die Mittagszeit erreiche ich Meshgin Shar. Ich bin hungrig und suche nach einem Restaurant. Erstmal Fehlanzeige. Offensichtlich sind in diesem Land Restaurants fast so dünn gesät wie Tankstellen. Kein Vergleich zur Türkei jedenfalls, wo man in Städten von einem Lokanta ins andere fällt. Ich halte an, sofort schart sich die übliche Menschenmenge um mich. Ein junger Mann mit einem kleinen Motorrad fordert mich auf, hinter ihm her zu fahren. Er lotst mich etwa 3 Kilometer durch die Innenstadt, bis wir das (einzige?) Restaurant erreicht haben.

Die Speisekarte in Iranischen Restaurants besteht aus genau einem Gericht: Kebab mit Reis. Es gibt wohl einige Varianten, man kriegt Kebab aus Rind, Hammel oder Hühnchen, Hackfleisch oder am Stück. Das isses aber. Ich hab mit ganz wenigen Ausnahmen nichts anderes zu essen bekommen.

Daraus kann man sicher nicht auf die Iranische Küche schließen. In den Basars und auf den Gemüsemärkten wird an Rohstoffen alles angeboten, was das Herz begehrt. Nur in den Restaurants kriegt man so was halt nicht.

26.5.2007, Richtung Mekka? 26.5.2007, Ardabil Am späten Nachmittag erreiche ich Ardabil. Der Chef des Mahdi Hotels spricht sehr gut deutsch. Ich handele den Zimmerpreis von 30 Euro auf 20 Dollars runter und bin stolz auf mich. Allerdings holt er das Geld am nächsten Morgen mit dem ziemlich überteuerten Frühstück wieder rein.

An der Zimmerdecke ist ein Pfeil, so eine Art Wegweiser, angeschraubt. Ich nehme an, der zeigt die Richtung nach Mekka, damit der Gast weiß, in welche Richtung er beten muss.

Ich nehm ein Sammeltaxi in die Innenstadt. Als ich aussteige, will der Fahrer kein Geld. Ich muss ihm die 5 Cents aufdrängen.

26.5.2007, Mausoleum des Scheich Safi Od-Din, Allah-Allah Turm, Ardabil Es passiert einem immer wieder, dass im Iran jemand auf sein ihm zustehendes Honorar verzichtet. Das ist mir in Taxis passiert, in Teehäusern, in Suppenküchen. Man muss wissen, dass dieser Verzicht eine übliche Höflichkeitsfloskel gegenüber Ausländern ist, und sollte den Verzicht keinesfalls annehmen. Wenn man zwei, drei mal mit Nachdruck das Geld aufdrängt, wird es dann schon angenommen, und so gehört sich das.

Kaum bin ich aus dem Taxi ausgestiegen, hängen sich zwei junge Männer an mich. Es sind Studenten, und sie wollen mir ihre Stadt zeigen. Allerdings sind sie mehr an Elektronikmärkten interessiert als am Basar und an den Moscheen. Die zwei quasseln ununterbrochen, wahrscheinlich ist für sie so eine Gelegenheit, ihr Englisch anzuwenden, wie ein sechser im Lotto. Ich soll auch noch bei ihren Familien übernachten. Irgendwann wirds mir zuviel und ich muss die beiden Kletten mit freundlichen, aber bestimmten Worten loswerden.

26.5.2007, Mausoleum des Scheich Safi Od-Din,  Ardabil Das Sahnestück von Ardabil ist das Mausoleum des Scheich Safi Od-Din, mit seinem berühmten Allah-Allah Turm. Auch der Basar ist einen ausgedehnten Spaziergang wert.

26.5.2007, Mausoleum des Scheich Safi Od-Din,  Ardabil Jetzt bin ich zwei Tage hier und zum zweiten Mal geht mir um ein Haar das Benzin aus. Tankstellen sind hier dünn gesät. Dafür ist der Sprit billig, 8 Cent pro Liter. Für das Geld, das ich daheim für einen Liter Sprit zahle, kann ich hier den ganzen Tank füllen. Da ist nicht viel dran verdient, das macht Tankstellen nicht sehr lukrativ, und drum gibt es davon zu wenig.

Die Zeiten des billigen Benzins im Überfluss sind jedoch vorbei. Zwar fördert der Iran als führendes OPEC-Mitglied täglich rund 4,2 Millionen Barrell Rohöl, aber die Kapazitäten der eigenen Raffinerien reichen nicht aus, den heimischen Bedarf zu decken. Das Land muss 40 Prozent seines Benzin-Bedarfs importieren und dafür bis zu sechs Milliarden Euro jährlich ausgeben.

Deshalb wird ab nächste Woche das Benzin rationiert. Jeder Bürger braucht fürs Tanken eine spezielle, persönliche Chipkarte. Mit der kriegt er dann nur noch ein gewisses Kontingent billigen Sprit. Wer mehr braucht, zahlt mehr. Touristen zahlen dann wahrscheinlich immer den höheren Preis.

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