Autoreisezug Villach - Edirne

Reisebericht: Gregors Motorradreise in den Iran
14. Mai - 18. Juni 2007

14.5.2007, von Stuttgart nach Villach

14.5.2007, Turracher Höhe Von Nordwesten her ziehen schwarze Wolken auf, Richtung Südosten sieht der Himmel etwas besser aus. Also nichts wie los, vielleicht entgehe ich dem Regen. Autobahn fahren ist dröge, aber heute bin ich euphorisch. Die Reise hat begonnen. München, Salzburg, kein Stau trübt die Laune. Mein neues Motorrad, die Yamaha TDM schnurrt wie ein Uhrwerk und hat Dampf wie der ICE.

Bei Radstadt verlasse ich die Autobahn und fahre den Rest der Strecke bis Villach über Passstraßen - Tauernpass und Turracher Höhe. Österreich wie aus dem Bilderbuch. Um 19 Uhr, nach 600 Kilometern, erreiche ich Villach.

Morgen, am Dienstag, fährt von hier der Autoreisezug nach Edirne, Türkei.

15.5.2007, Autoreisezug Villach - Edirne

15.5.2007, Autoreisezug Villach - Edirne

Die Verladung geht zügig vonstatten, nach kurzer Zeit sitze ich sorgenfrei im Zug. Vor mir liegen 30 Stunden Eisenbahnfahrt.

Die Fahrt mit dem Optima Express ist eine Veranstaltung für ältere Herren. Ich teile das Abteil mit 5 sehr gesetzten Türken. Man kann die Strecke auch mit dem Auto in 30 Stunden schaffen, allerdings fast ohne Pause, allenfalls ein kurzes Nickerchen zwischendurch auf dem Parkplatz. Dazu muss man fit sein, also fahren die Jungen Auto. Opa gönnt sich den Zug.

15.5.2007, Autoreisezug Villach - Edirne 15.5.2007, Autoreisezug Villach - Edirne 15.5.2007, Autoreisezug Villach - Edirne 15.5.2007, Autoreisezug Villach - Edirne 15.5.2007, Autoreisezug Villach - Edirne Ich hab mich vor der Abfahrt mit Proviant eingedeckt. Das war eine gute Entscheidung, denn der Speisewagen serviert keine Speisen. Die Küche ist angeblich kaputt. Mein Proviant ist allerdings nichts im Vergleich mit den Vorräten, die die alten Herren mitgebracht haben. Brot, Schafskäse, Oliven, Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Paprika, Radieschen, gekochte Eier, Dolma, Köfte, Bürek, Pide und wer weiß was noch. Gegessen wird gemeinsam, ich werde generös mitgefüttert. Als alle satt sind, werden die Pritschen runtergeklappt und alle sechs Passagiere halten Siesta. Bis zur nächsten Mahlzeit.

Welch ein Glück, dass ich nicht auf den Speisewagen angewiesen bin. Dort ist der Qualm so dick wie bei einem Waldbrand, der Lärm ohrenbetäubend, und Platz gibt es sowieso nicht.

16.5.2007, Edirne

Es zieht sich. Auf dieser Fahrt überqueren wir im 5 Stundentakt eine Landesgrenze. Jedes mal warten, Passkontrolle, Stempel. Das war die Ausreise. Dann warten bis die Lok gewechselt ist. Und dann warten auf die Einreiseformalitäten, Passkontrolle und Stempel.

Die übelste Verzögerung ist an der türkischen Grenze. Hier, kaum 15 km vor dem Ziel, werden wir noch mal 2 Stunden festgehalten, damit auch ja alle Passagiere sich mit zollfreien Zigaretten und Schnäpsen eindecken können.

In Edirne dauert dann der Papierkrieg noch mal 30 Minuten - ich hab dabei noch Glück, ich bin unter den ersten in der Schlange. Ganze 35 Stunden hat diese Zugfahrt nun gedauert, einschließlich Beladen, Entladen und Grenzformalitäten.

Um 19 Uhr erreiche ich die Innenstadt. Ich sag immer, wer die Türkei kennen lernen will, braucht nur Edirne, die alte ottomanische Hauptstadt, besuchen. Dutzendweise Moscheen, Koranschulen, Basare, Teehäuser, eine wuselbunte Altstadt, das Flair der gesamten Türkei an einem Punkt vereint.

Autoreisezug - lohnt sich das?

Ja, wenn man die harten Fakten betrachtet. Die Entfernung Villach-Edirne ist 1450 km. Mit dem Motorrad bedeutet das 3 Tage Fahren, 80 Euro Sprit, 50 Euro Autobahngebühren, 2 Übernachtungen. Macht zusammen über 200 Euro - genauso viel, wie die Fahrt mit dem Zug kostet. Aber ich spare einen vollen Tag, und komme mühelos und ziemlich stressfrei ans Ziel.

Es gibt natürlich auch negative Aspekte. Wie ich hier quer durch den Balkan gebeamt werde, erlebe ich wie im falschen Film. All die Länder rauschen nur in der Ferne am Zugfenster vorbei. Es fehlt das gute Gefühl, diese Strecke aktiv erlebt, erarbeitet, erfahren zu haben. Wie nach einer Flugreise fühle ich mich abrupt in ein fernes Land geworfen. Was immer die Qualität des Motorradreisens ausmacht, dies ist das Gegenteil.

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