Russland [7]

Reisebericht: Gregors Motorradreise nach Russland
15. Mai - 13. Juni 2009

2.6.2009, Moskau

2.6.2009, Moskau, Alpha, Beta, Gamma, Delta Hotels Ich schlängele mich durch das Wahnsinnsgewühl von Verkehr nach Moskau. Das heißt, so richtig drin in Moskau bin ich gar nicht, ich hab mir am Ostrand der Stadt ein Zimmer genommen. An der Metrostation "Partisanskaja" gibt es vier Mammuthotels mit den klangvollen Namen "Alfa", "Beta", "Gamma" und "Delta". Die günstigen Zimmer für 50 Euro kriegt man allerdings als Tourist nicht. Entweder man nimmt die bessere Klasse für 75 Euro oder lässt es bleiben.

Von hier komm ich mit der Metro zügig direkt ins Zentrum. Die Metrostationen in Moskau sind berühmt ob ihrer üppigen Dekoration, manche kommen einem wie Kathedralen vor. Die Station vor dem Hotel ist reich verziert mit Bronzeplastiken, da gibt es tapfere Soldaten, Partisaninnen, Handwerker. Der Bronzehund links bringt wohl Glück? Alle, die an ihm vorbei laufen, fahren ihm täglich mit der Hand über die Schnauze. Ein bisschen wie im Petersdom in Rom, da muss auch jeder dem Apostel Petrus den Bronzefuß streicheln.

2.6.2009, Moskau, Metrostation Partisanskaja
2.6.2009, Moskau, Metro
2.6.2009, Moskau, Metrostation Partisanskaja

Ich betrete den Roten Platz durch das Auferstehungstor neben dem Historischen Museum. Obwohl eines der traditionellen Wahrzeichen der Moskauer Innenstadt, wurde das Tor 1931 abgerissen, weil es die Durchfahrt für größere Militärfahrzeuge zum Roten Platz behinderte. Auch die Kasaner Kathedrale, gleich dahinter, wurde geschleift. Doch das von Stalin zerstörte Traditionserbe wurde und wird an vielen Stellen wieder hergestellt. Nach 1993 wurden originalgetreue Kopien des Tores und der Kathedrale errichtet.

Der Weg über den Roten Platz führt vorbei am Lenin-Mausoleum. Jetzt ist es geschlossen, ich müsste zwei Stunden warten, um mich dann zu Besichtigung des Panzerglas-Sarges anzustellen. Brauch ich das? Nicht wirklich.

Und dann stehe ich vor dem millionenfach fotografierten Wahrzeichen Moskaus, der Basilius-Kathedrale, erbaut 1555 von Iwan dem Schrecklichen. Im Inneren befinden sich 9 separate Kirchen und Kapellen, oben drauf acht chaotisch-asymmetrische, kunterbunte Zwiebelkuppeln mit insgesamt 19 Glocken.

Am Ende des Roten Platzes, von der Moskwa-Brücke aus, sieht man im Westen die Christ-Erlöser-Kathedrale mit ihrer riesigen goldenen Kuppel. Sie steht da wie neu, denn sie ist neu. Im Jahre 2000 wurde der Wiederaufbau abgeschlossen, das ist auch so ein Stück historischer Architektur, das Anfang der 30er jahre von Stalin weggesprengt wurde.

Und außerdem sieht man von der Brücke den Kreml in vollem Umfang, zumindest dessen gesamte Süd- und Ostmauer. Erst mal muss ich zwei Kilometer zum westlichen Eingang latschen, nur dort kommt man rein. Meinen Rucksack muss ich bei der Gepäckabgabe lassen, die Wasserflasche darf ich auch nicht mitnehmen. Dann bin ich drin.

2.6.2009, Moskau, Kreml 2.6.2009, Moskau, Kreml Jetzt bin ich den 2. Tag hier und bin wieder mal mehr gelaufen als daheim in einer Woche. Roter Platz runter, rauf, runter. Im Kreml in jeden Winkel gewesen, wo Zutritt erlaubt ist. Das ist durchaus nicht immer offensichtlich. Man läuft so fröhlich vor sich hin, plötzlich stellt sich einem ein Sheriff in den Weg. Er hat gerade den Kurs "grimmig dreinschauen" mit Auszeichnung bestanden und weist einen wortlos mit herrischer Geste in die andere Richtung.

Dann noch zwei mal um den Kreml herum, auf dem Nord- und Südufer der Moskwa (hier gibt es das eindrucksvollste Kreml-Panorama ), diverse Moskwa-Brücken, das Novodjewitschi-Kloster, Arbatskaja.

Morgen muss ich zum Ausruhen wieder ein paar Kilometer Mopped fahren.

Direkt hinter dem Hotel liegt der Freizeitpark "Kreml von Ismailowo". Einige Museen, Nippesgeschäfte und viele Restaurants. Kommt mir vor wie Disneyland Abteilung Ost. Als ich spät abends dort ankomme, wird die Anlage gerade geschlossen. Ich denke, ich hab nicht viel verpasst.

4.6.2009, Velikie Luki

Auf der Ringautobahn geht es im großen Bogen nördlich um Moskau herum. Die Bahn ist verstopft, und so brauche ich für die 50 Kilometer 2 Stunden. Dann bin ich endlich auf der M-9 nach Westen. Die nächsten 700 km bis zur Grenze von Lettland geht es schnurgerade durch die grüne Pampa.

4.6.2009, Velikie Luki, Sylvie und Oliver Das war heute eine unangenehme Fahrt. 11 Grad kalt, Regen, starker Seitenwind und teilweise schlechte Straße. Ich hätt ja gerne eine etwas kürzere Etappe gewählt, aber auf dem Weg von Moskau hierher gibt es nichts außer ein paar Kuhdörfern. Ich hab jedenfalls nichts gesehen, was zum Verweilen einladen würde. Die einzige nennenswerte Stadt auf der Strecke ist Velikie Luki, da mach ich halt.

Die Stadt teilt das Schicksal vieler anderer Städte im Nordwesten Russlands. So ziemlich alles, was westlich von Moskau liegt, wurde im Krieg zwei mal zerstört, beim Vormarsch, und dann noch mal beim Rückzug der Deutschen. Deshalb gibt es kaum historische Bausubstanz, es dominiert 60 Jahre alter Plattenbau. Trotzdem, der Ort liegt hübsch am Fluss, und wenn das Wetter lau wär, wärs hier nicht ungemütlich.

In meinem Hotel tauchen gegen Abend zwei Motorradreisende aus dem Elsass auf. Sylvie und Oliver sind auf dem Weg Richtung Mongolei. Sie hat erst seit ein paar Monaten den Moppedführerschein, und traut sich schon auf so eine Mammuttour - Respekt.

Dies wird auf meiner Reise die letzte Nacht in Russland sein.

 

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