Russland [4]

Reisebericht: Gregors Motorradreise nach Russland
15. Mai - 13. Juni 2009

27.5.2009, Sysran

Ich nehme die Route entlang des Westufers der Wolga. Der allergrößte Teil meiner Fahrt durch Ukraine und Russland ging durch Flachland, aber hier gibt es zum ersten Mal so was wie Landschaft: Hügel, etwas Wald, Fernsicht auf die Wolga. Und Dörfer mit vielen alten, teils verfallenden Holzhäusern.

Bei einer Pause fällt mir die Maschine im weichen Sandboden um. Die Fußraste ist ab, lässt sich aber gut durch die Soziusfußraste ersetzen. Das Blinkerglas ist auch kaputt. Das ist eine echte Fehlkonstruktion. Ich hatte, seit ich die Maschine besitze, 3 Umfaller, und jedes mal ging ein Blinker drauf. Vielleicht liegt es an den Koffern, die bewirken, dass das Vorderteil näher am Boden zu liegen kommt. Aber halb so wild, ich hab Ersatz dabei.

27.5.2009, Chwalynsk
27.5.2009, Chwalynsk
27.5.2009, Chwalynsk
27.5.2009, Chwalynsk

Chwalynsk ist ein hübsches Dorf direkt am Wolgaufer. Das muss ich mir ansehen. Viele der hübschen, alten, hölzernen Bauernhäuschen stehen leer, einige werden als Datscha genutzt. Aber es gibt auch noch richtige Dorfbevölkerung. Holzverarbeitung, Landwirtschaft.

27.5.2009, Chwalynsk
27.5.2009, Chwalynsk
27.5.2009, Chwalynsk
27.5.2009, Chwalynsk

27.5.2009, Chwalynsk Hier will ich bleiben. Die nette Dame in der Pension lässt mich einchecken, schaut mit freundlichem Gesicht zu, wie ich mein Gepäck die steile Treppe hinaufwuchte. Als ich dann verschwitzt und atemlos oben angekommen bin, eröffnet sie mir, dass die Wasserversorgung ausgefallen ist. Ich kann nicht duschen, nicht mal das Klo richtig runterspülen. Also muss ich wieder weg hier. Alles Gepäck wieder runter die Treppe.

Ich halte beim anderen Gasthaus. Wir werden schnell handelseinig, aber bevor ich das Gepäck abschnalle, werde ich misstrauisch. Gibt es hier Wasser? Nein, ist die Antwort.

Ich fahre weiter bis Sysran. Ein Provinzstädtchen mit einer eindrucksvollen blauen Wallfahrtskirche direkt am Wolgaufer, ansonsten nichts aufregendes.

Um 18 Uhr schließt das Internetcafe. Da merkt man die Reste sozialistischer Kultur, lange arbeiten mögen hier nicht viele. Außer ein paar Tante Emma Läden und Handy-Shops ist hier um 18 Uhr alles zu. Kneipen gibt es auch kaum, sein Bier trinkt man am Kiosk oder im teuren Restaurant. Dann aber Carlsberg, Amstel oder Holsten.

28.5.2009, Tetjuschi

Nach 5 Tagen sehr durchwachsenen Wetters ist es heute mal wieder blau und hochsommerlich. Durch Hügellandschaft geht es bis Uljanowsk, dann weiter nach Norden entlang des Kuibyschewer Stausees. Die Russen nennen ihn ob seiner Größe das Kuibyschewer Meer.

Ich verlasse die Hauptstraße und nehme die Landstraße durch Kuhdörfer entlang des Sees. Die Straßen sind unerwartet gut, aber die Dorfstraßen oft unbefestigt. Bei Regen möcht ich da nicht fahren.

28.5.2009, Tetjuschi 28.5.2009, Tetjuschi, Kathedrale der Ikone der Gottesmutter von Kasan Wegweiser gibt es abseits der Hauptstraßen nicht genug. Man muss fragen nach dem Weg. Aber das hat seine Tücken: Entweder die Kommunikation scheitert am eigenen sprachlichen Unvermögen. Oder der Befragte hat keine Ahnung. Oder er hätt schon ne vage Idee, traut sich aber nicht, dem in die falsche Richtung fahrenden Touristen die Umkehr zu befehlen. Er zeigt dann in die Richtung, die man eh schon fährt und denkt wohl, der wird schon wissen wohin er fährt.

Tetjuschi ist noch mal ein Dorf abseits der großen Durchgangsstraßen, an einer Steilküste , 120 Meter hoch über der Wolga. Eine goldbezwiebelte Backsteinbasilika gibt es hier, ein halbes Dutzend Tante Emma Läden, 5 Kneipen und ein Gasthaus. OK, alles klar, denke ich. Das Gasthaus ist zwar von der Sorte "Räuberhöhle", aber ich bin da hart im Nehmen. Von den Kneipen sind zwar 3 geschlossen, aber eine reicht mir. Da gibt es ne gute Soljanka.

28.5.2009, Tetjuschi, Gasthaus Da es in meiner Räuberhöhle keine Dusche gibt, steige ich am Abend die 500 Stufen den Abhang hinunter und nehme ein Bad in der Wolga. Etwa 2 Minuten lang, dann muss ich ganz schnell wieder raus. Das Wasser hat vielleicht 12 Grad. Aber dafür bin ich jetzt so richtig aprilfrisch sauber.

Ich hab mir mal die Mühe gemacht, mittels meines Wörterbuches die Schilder auf der Vorderfront meiner Räuberhöhle zu entziffern. Außer dem Gästehaus gibt es in diesem Schuppen noch einen Friseur, Overalls, Reparatur von Haushaltsgeräten, Haus Leben (was immer das sein mag) und Bestattungen.

 

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