Russland [2]

Reisebericht: Gregors Motorradreise nach Russland
15. Mai - 13. Juni 2009

23.5.2009, Wolgograd

Nach der ersten Tagesetappe durch flaches Hügelland, so grün wie endlos, erreiche ich das Ziel meiner Reise, die Wolga. Die nächsten 10 Tage werde ich entlang der Wolga nach Norden fahren. Die Wolga ist seit den 50er Jahren im überwiegenden Teil ihres Verlaufes zu einer Kette von 8 riesigen Seen aufgestaut worden, an einigen Stellen so groß, dass das andere Ufer hinter dem Horizont verschwindet. Die Gesamtfläche dieser Seen beträgt über 20000 km², etwa das 38-fache des Bodensees.

Die Metropole Wolgograd ist in Deutschland besser bekannt unter dem früheren Namen Stalingrad. Die Stadt erstreckt sich endlose 100 km am rechten Ufer der Wolga, rund 400 km nördlich der Mündung des Flusses ins Kaspische Meer.

23.5.2009, Wolgograd, Mutter Heimat-Monument (Rodina Mat) Als erstes besuche ich Rodina Mat, die monumentale "Mutter Heimat" Statue, die hier zum Gedenken an die Schlacht von Stalingrad aufgestellt wurde. Mit 82 m Höhe ist dies die größte freistehende Statue der Welt. Das Foto gibt die kolossalen Ausmaße dieser Skulptur nicht so richtig wieder, deshalb habe ich eine Fotomontage gemacht, die die Rodina Mat maßstabgetreu neben dem Kölner Dom zeigt. Die Mutti mit dem Schwert ist mir übrigens nicht fremd, eine ähnliche, obwohl nicht ganz so große Rodina Mat habe ich auf dieser Reise bereits in Kiew , und, vor ein paar Jahren, in Tiflis, Georgien gesehen.

Davor ist eine riesige Freitreppe, gesäumt von pathetisch anmutenden Reliefs. Aus Lautsprechern ertönt ständig ein bleischwer schauriger Soundtrack aus sinfonischem Bombast, mannhaften Männerchören und Kanonendonner.

In der Stadt selbst ist natürlich nichts mehr zu sehen von den Grauen des Krieges. Nur eine zerfetzte Ruine wird seit 65 Jahren unverändert zur Schau gestellt. Es ist die alte Mühle gegenüber vom Pavlov-Haus, um die wochenlang gekämpft und gestorben wurde.

Davor aufgereiht steht ein Sammelsurium alten Kriegsgerätes, Panzer, Geschütze und eine Stalinorgel.

23.5.2009, Krasnoarmeisk (Wolgograd)

Am späten Nachmittag treffe ich im Zentrum von Wolgograd zwei Motorradfahrer, Sergej und Roman. Beide haben gewalttätige, teure Sportmotorräder, eine nagelneue Kawa ZX-8R und eine ausgewachsene Honda CBR 1100 XX Super Blackbird - vor ein paar Jahren war das das schnellste Serienmotorrad der Welt.

Ich frage nach einem preiswerten Hotel. Es geschieht dasselbe wie zwei Tage davor, Sergej lädt mich zu sich nach Hause ein. Er wohnt 40 km entfernt in Krasnoarmeisk, dem südlichsten Stadtteil von Wolgograd.

23.5.2009, Krasnoarmeisk (Wolgograd), Plattenbau Ich staune, die beiden sind ohne Kennzeichen unterwegs. Das machen wir hier immer so, erklärt Sergej, die Strafe für ein fehlendes Nummernschild beträgt nur 300 Rubel (7 Euro). Aber dafür müssen die mich erst mal kriegen, und die kriegen mich nicht, sagt er.

Die fahren in der Tat stramm. Aber fahren können sie. Sergejs Spezialität ist das reifenmordende wedeln und driften mit durchdrehendem Hinterrad bei schneller Geradeausfahrt. Trotz der Zirkusnummern, die er vor mir vollführt, ist er so schnell, dass ich größte Mühe habe, dran zu bleiben. Mir ist nicht wohl dabei. Sollte uns eine Polizeikontrolle aufhalten wollen, hab ich ein Nummernschild dran und sicher nicht den Nerv, durchzubrennen.

Nach wenigen Minuten sind die 40 km trotz Stadtverkehr geschafft und wir erreichen Sergejs Plattenbau. Daheim zeigt er mir stolz seine Motorsportambitionen, Fotos von Sergej mit einem Beifahrer im Motocross-Wettbewerbsgespann im freien Flug.

Er mobilisiert drei weitere Kumpels und deren Frauen oder Freundinnen. Wir steigen in Ramons dickes Auto, ein Mitsubishi SUV, jeder kriegt eine Flasche Bier und dann machen wir eine kleine Rundfahrt entlang der Wolga. Die Highlights sind die größte Lenin-Statue Russlands und der Sonnenuntergang am Fluss.

Danach landen wir in der Eckkneipe zu Wodka, Bier und Pizza. In genau dieser Reihenfolge.

23.5.2009, Krasnoarmeisk (Wolgograd)
23.5.2009, Krasnoarmeisk (Wolgograd)
23.5.2009, Krasnoarmeisk (Wolgograd)
23.5.2009, Krasnoarmeisk (Wolgograd)
23.5.2009, Krasnoarmeisk (Wolgograd)

 

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