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Ukraine [4]

Reisebericht: Gregors Motorradreise in die Ukraine
21. Mai - 18. Juni 2005

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3.6.2005 - Ukraine - Jalta nach Sudak

Ich möchte doch mal sehen, wie das größte Hotel von Jalta von innen aussieht und gehe dort einfach mal frühstücken. Das Oreanda ist ein schicker Kasten, das Personal ist smart und polyglott, und die Teilnahme am erlesenen, reichhaltigen Frühstücksbuffet kostet 13 Eur. Das ist mehr als die Übernachtung in meinem Apartment, aber zur Abwechslung mal echt gerechtfertigt.

3.6.2005 - Ukraine - Sudak

3.6.2005 - Ukraine - Jalta nach Sudak [ Karte ]   Ich folge der Küstenstraße von Jalta nach Sudak, 89 km im Nordosten. Es ist eine traumhafte Motorradstrecke, mit Küsten, Kurven, Berge, Buchten und Städtchen mit Stränden.

Ich erreiche Sudak mit seiner weithin sichtbaren mittelalterlichen Burganlage. Ich suche die Strandpromenade in der Stadt, aber überall auf dem Weg dahin ist Durchfahrt verboten. Ich frage einen Soldaten, der zeigt mir erstmal das Foto seiner alten, aber blitzblank geputzten Ural, denn er ist auch Moppedfahrer. 3.6.2005 - Ukraine - Sudak Und der Weg zum Strand? Er meint, ich soll da links lang fahren, mitten durch die Fußgängerzone.

OK, ich vertrau auf die Autorität der Uniform und fahre, im Schneckentempo, so wie er’s mir erklärt hat. Ein junger Polizist hält mich an, verlangt streng nach meinen Papieren, und erklärt mir das offensichtliche, nämlich dass ich hier keinesfalls fahren darf. Ich erkläre ihm, ich muss zu dem Hotel am anderen Ende der Fußgängerzone, da möchte ich doch nicht den ganzen Weg außen rum fahren. Er hat ein Einsehen und lässt mich tatsächlich weiterfahren.

Nachdem ich ein Quartier gefunden habe, besichtige ich erst mal die Burganlage. Das Areal ist mit zyklopischen Mauern schier uneinnehmbar auf den Berg an den Fels gebaut. Es hat riesige Ausmaße, bestimmt ein Kilometer lang. Es gibt gewaltige unterirdische Zisternen, in denen ein paar tausend Kubikmeter Wasser gebunkert werden konnten.

Hier konnte eine ganze Stadt mitsamt Vieh vor den Türken Zuflucht suchen und lange Zeit ausharren. Genutzt hat's wohl nichts, die Türken sind wohl doch rein gekommen, denn innerhalb der Burganlage steht unübersehbar auch eine alte Moschee.

3.6.2005 - Ukraine - Sudak 3.6.2005 - Ukraine - Sudak

Heute ist Schlemmertag, Zum Abendessen leiste ich mir gegrillten Fisch (Osterina?) und ne Pulle Krimsekt. Im Restaurant ist gute Stimmung, es wird ausgelassen getanzt. Die Leute lachen also doch nicht nur im Keller.

3.6.2005 - Ukraine - Sudak

4.6.2005 - Ukraine - Sudak und Feodosia

Der Frühstückskaffee wird in heißem Sand gekocht - ein Heizgerät erhitzt den Sand, der Sand erhitzt den Ibrik (Kaffeetopf). Warum so kompliziert? Hat jemand eine physikalisch plausible Erklärung? Wahrscheinlich geht das ganze auf die Araber zurück. Die Türken haben den Kaffe von den Arabern übernommen und nach Europa gebracht. Dabei wurde wohl die arabische Methode mitgebracht, den Kaffee im Ibrik im heißen Wüstensand zu kochen.

Eine Tagestour führt mich durch die Berge, durch einige ursprüngliche, arme Bauerndörfer. Hier gibt es wohl einen signifikanten Anteil Moslems, es gibt Moscheen, die offensichtlich in Betrieb sind.

4.6.2005 - Ukraine - Feodosia 4.6.2005 - Ukraine - Feodosia Ein Grund dafür ist wohl, dass seit der Wende die Nachkommen der Tartaren, die nach dem Krieg in den Ural und nach Usbekistan deportiert wurden, wieder vermehrt in die Krim zurückkehren. Der Anteil der Krimtartaren beträgt heute wieder etwa 12%, von denen viele in großer Armut leben. In der Stadt sind die Moscheen einigermaßen stattlich, auf dem Dorf entsprechend schlichter.

Motorräder gibt’s hier auch, als Personentransportmittel, aber auch als Nutzfahrzeug. Meistens sind es russische Zweizylinder-Zweitakter vom Typ IZH Jupiter 5 , berühmt für ihre Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Man kennt in Westeuropa an russischen Motorrädern gewöhnlich nur die Ural und Dnjepr. Aber im Vergleich mit den Stückzahlen und der Qualität der IZH Produkte sind die uralt - BMW Kopien wohl das schlechtere Beispiel russischen Motorradbaus. 4.6.2005 - Ukraine - Feodosia

Wie gesagt, man kann hier mit einem alten Mopped durchaus auffallen. So sehr, dass die hübschen Mädels einem ihr gesamtes Erspartes anbieten, nur um mit dem Mopped aufs Foto zu kommen. Echt wahr. Ehrlich. Kaum übertrieben.

4.6.2005 - Ukraine - Krimsekt Novy Svet Der östlichste Punkt meiner Reise ist Feodosia. Es ist ein Strandstädtchen mit schlichtem Charme, ohne Glamour. Die Strandpromenade ist durch eine Eisenbahnlinie von der Stadt getrennt, und man braucht Nerven, um den Bahnübergang zu überqueren. Die Ampel ist rot, ich stehe davor und warte 3 Minuten, 5 Minuten und noch länger, während gleichzeitig alle Fußgänger und Autos die Gleise sorglos nach Belieben überqueren. Irgendwann wird es mir zu dumm und ich fahre halt auch drüber, trotz der roten Ampel. 4.6.2005 - Ukraine - Krimsekt Novy Svet

Die Rückfahrt nach Sudak geht durch Weinbaugebiete, von hier stammt der beste Krimskoye (Krimsekt). Er wurde hier erstmals 1799 in kleinen Mengen für den Zarenhof hergestellt. Im Jahre 1900 jedoch begab sich Lev Golizyn, Graf des Landgutes Novy Svet, mit dem Edelgetränk nach Paris zur Weltausstellung und gewann den Grand Prix. Ein schwerer Schlag für die Champagner-stolzen Franzosen. Seither ist der Krimsekt zum Kulturgut und zum Exportschlager der Halbinsel geworden.

4.6.2005 - Ukraine - Krim - Sudak 4.6.2005 - Ukraine - Krim - Sudak

Zurück in Sudak treffe ich in der Biker-Bar Boris, den Tattookünstler. Er hängt hier ständig rum und sucht Kunden. Das interessanteste an ihm ist jedoch sein Eigenbau Chopper, ein kühnes, gut drei Meter langes Ungetüm, getrieben von einem BMW Motor Baujahr 1937 . Auch meine alte Suzuki wird allseits bewundert. Lieber Leser, wenn du mit deinem Mopped richtig auffallen willst, musst du 20000 Eur ausgeben und zur Eisdiele fahren, oder du gibst 1500 Eur für ne 10 Jahre alte Suzi aus und fährst in die Ukraine.

4.6.2005 - Ukraine - Krim - Sudak Mein Abendessen im Türkischen Restaurant ist mal was anderes. Die Essplätze bestehen aus 4 Quadratmeter großen, flachen Tischen mit Sofas drum herum. Man speist, trinkt, und gönnt sich die Wasserpfeife. Dann macht man auf dem Sofa ein Verdauungs-Nickerchen, dann kommt der Wodka, dann das Dessert. Diese Art von Restaurant sollten wir hier daheim auch haben, das tät mir gefallen.

5.6.2005 - Ukraine - Zurück nach Odessa

5.6.2005 - Ukraine - Zurück nach Odessa

Früh um 8 bin ich bereits unterwegs, die Rückreise nach Odessa ist über 600 km lang, und ich will sie in einem Tag schaffen. Entlang der Küste ist die Fahrt noch mal herrlich, Mediterrane Küstenlandschaft in der Morgensonne, wie aus dem Bilderbuch, was will man mehr.

Nach 30 km, in einem Küstendorf namens Privitnje kommt die Ernüchterung: Es gibt im Umkreis von 30 km keine Tankstelle. Ich bin auf Reserve, und mir reicht es vielleicht noch für 10 km.

In meinem Reiseführer steht, dass das Tankstellennetz in der Ukraine mangelhaft ist, und dass man schwer aufpassen müsse, nicht irgendwo ohne Sprit zu stranden. Hier im Land merkte ich schnell, dass das so nicht mehr stimmt. Es gibt Tankstellen in Hülle und Fülle. Und so bin ich halt leichtsinnig geworden.

5.6.2005 - Ukraine - Zurück nach Odessa Ich bettele alle Leute um Sprit an. Keiner kann oder will mir helfen, die müssen ja selbst 30km weit fahren um zu tanken, da hat man, das kann ich verstehen, keinen Tropfen übrig. Ich biete schließlich den doppelten Literpreis, und das wirkt. Einer nimmt mich mit nach Hause mit und verkauft mir 3 Liter.

Bei Alushta beginnt die Schnellstraße, die mich im Eiltempo nach Norden bringt. Dann bricht mir der andere Spiegel während der Fahrt ab. Einfach kaputt vibriert. Wo am Sonntag eine Werkstatt finden? Wieder hilft ein freundlicher Taxifahrer und bringt mich zu einer Hinterhofwerkstatt, wo ein versierter Handwerker das Problem in einer halben Stunde für 1,50 Eur löst.

5.6.2005 - Ukraine - Zurück nach Odessa Die Fahrt nach Odessa zieht sich. Ich hab bei meiner Bettelei um Sprit und beim Reparieren des Spiegels Zeit verloren, und erreiche die Stadt in völliger Dunkelheit erst nach 22 Uhr. Wieder muss ein Taxi den Lotsen machen. Er bringt mich zum Pavlov-Haus, ein billiges Motel im Las Vegas Stil, direkt am etwas schmuddeligen Strand am nördlichen Stadtrand von Odessa. Im Restaurant gibt’s nur noch gebackenen Fisch mit Fritten, aber mir schmeckt zum jetzigen Zeitpunkt alles.

6.6.2005 - Ukraine - Odessa

6.6.2005 - Ukraine - Odessa Ein dickes Frühstück, und dann nur noch baden, waschen und sonnen. Ich mag heute nicht fahren, mal abgesehen von ein paar Kilometern im Umkreis. Die Strandpromenade hier ist wie überall in den Städten. Pensionen, Diskos, Restaurants, Bars, Cafes, Rummel. Ich bitte ein paar junge Leute, Jevgeni, Piotr und Natascha, die beim Parkplatz wild campieren, mein Mopped zu bewachen, während ich essen gehe. Als ich zurückkomme, will Natascha unbedingt ne Runde auf dem Mopped mitfahren. Ich tu ihr den Gefallen.

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