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Rumänien [5]

Reisebericht: Gregors Motorradreise in die Ukraine
21. Mai - 18. Juni 2005

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10.6.2005 - Rumänien - von Brasov nach Caracal

10.6.2005 - Rumänien - Karpaten zwischen Brasov und Pitesti

[ Karte ]   Es ist am Morgen sonnig, aber immer noch ziemlich kalt. Vor mir liegen die Karpatengipfel im Schnee. Irgendwo dort geht mein Weg nach Süden über den Pass.

Die Straße erweist sich als sehr gut, und die Temperatur steigt im Laufe des Vormittags in erträgliche Bereiche. Die Fahrt über den Pass zwischen Bran und Campulung ist eine der schönsten Strecken meiner Reise.

Hier ist Transsilvanien, das Land jenseits der Wälder, von den Deutschen Siebenbürgen genannt. Die Dörfer und Städtchen, die teilweise aus dem 12. Jh. stammen, wurden nach Deutschem Vorbild angelegt, befestigt, und mit Kirchen und Burgen versehen.

10.6.2005 - Rumänien - Karpaten zwischen Brasov und Pitesti 10.6.2005 - Rumänien - Karpaten zwischen Brasov und Pitesti

Im Mittelpunkt des Karpatenbogens gelegen, erinnert die Landschaft an Allgäu, Schwarzwald, und Alpenvorland, wenn da nicht die Häuser in typisch Rumänischer Holzbauweise wären. Das Weidevieh hat hier Vorfahrt, und das Gras direkt neben der Straße scheint das beste zu sein.

Kurz vor Campulung wird die Fahrt jäh unterbrochen. Vollsperre. Der gesamte Verkehr wird auf eine etwas holprige, aber noch akzeptable Nebenstraße geleitet. Ich zeige mit dem Finger in Richtung der Umleitung und frage den Polizisten, "Drum Bun?" Gute Straße? Ich verstehe die Antwort nicht, aber seine Gestik sagt mir etwa: Klar, überhaupt kein Problem.

Nach ein Paar Kilometern geht die Umleitung auf einen Waldweg, wo sie erst mal mit einer Flussdurchquerung beginnt. Und dann kommen 15 km Schotter und Morast, alles total durchgeweicht und umgepflügt von den vielen Lastwagen die wie ich hier lang fahren müssen. Ich habe die Gestik des Polizisten wohl falsch gedeutet, er meinte wohl, "Ob die Straße gut ist? Oh je, Mann, bitte frag nicht!". 10.6.2005 - Rumänien - Karpaten zwischen Brasov und Pitesti

Als ich nach einer Stunde das Ende der Umleitung erreiche, zeigt sich was der Grund dafür war: Irgendeine Rallye findet hier statt, und die brauchen die Straße für sich alleine.

10.6.2005 - Rumänien - Walachei Und dann bricht mir der Spiegel zum dritten Mal ab. Was am Anfang ärgerlich war, ist inzwischen Routine: In nicht mal 10 Minuten finde ich eine Werkstatt, wo der Meister und sein Geselle den Spiegel in Rekordzeit flicken. Und diesmal ist es sogar umsonst.

Bei Pitesti sind die Karpaten zuende, hier beginnt das Flachland der Walachei.

Kurz vor Slatina biege ich ab nach Süden. Es folgen 60 km durch die hintersten Walacheidörfer. Etwas Erdöl wird hier gefördert, ansonsten ist hier vorwiegend Weide- und Getreideland. In den Dörfern weiden Kühe, Gänse, Ziegen am Straßenrand, auf der Straße fahren fast nur Pferdefuhrwerke. Individualverkehr geht hier meist mittels Fahrrad, es gibt kaum Autos. Ich fühle mich 50 Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt.

Alimanesti ist eines dieser Dörfer. Es ist weithin sichtbar auf einem Hügel gelegen, und zeigt dem Reisenden erst mal nur die Ansicht seiner Kirche und des Friedhofes. Die Grabsteine sind verwittert, die Kirche schmucklos. Die Leute haben hier sicher noch nie einen Motorradtouristen gesehen, und so bildet sich im Nu ein stattlicher Menschenauflauf. Ich mach vergebliche Versuche, mit den Leuten zu kommunizieren. Die Alte Dame sagt noch "ich liebe dich", aber zu weitergehendem Gedankenaustausch reicht weder mein noch ihr Vokabular. Nach kurzer Pause fahre ich weiter.

Am Abend erreiche ich Caracal, und übernachte bei Mina und Vasile, wo ich schon letztes Jahr zu Gast war.

11.6.2005 - Rumänien - von Caracal nach Timisoara

11.6.2005 - Rumänien - von Caracal nach Timisoara [ Karte ]   Zum Frühstück macht mir Mina wieder ihre guten Fritten mit Spiegelei und selbstgebackenem Brot.

11.6.2005 - Rumänien - Donau Stausee bei Drobeta Turnu Severin Die Straße bis Drobeta-Turnu Severin ist sehr gut, ich komme schnell voran. Die Donau ist hier mit einem kühnen Damm in einem sensationellen Canyon aufgestaut. Bis Orsova führt die Straße direkt am Fluss entlang. Danach wende ich mich nach Norden Richtung Timisoara.

Es beginnt wieder mal zu regnen, es wird wieder kälter. Dann beginnt eine Horrorstrecke: Bei Caransebes wurde der Straßenbelag über eine Länge von 30 km abgefräst, wohl um mal eine neue Asphaltschicht aufzubringen. Nur schaut es so aus, als sei das abfräsen schon vor ein paar Jahren passiert, die Riefen sind voller glitschigem, öligem Dreck, und mit Schlaglöchern durchsetzt. Und was das schlimmste ist: Die Riefen verlaufen in Fahrtrichtung! Ständig will die Maschine in eine andere Richtung als ich, die Fuhre schlingert ständig, bremsen darf man um Himmels Willen nicht, sonst verliert man vollends die Kontrolle. Puh.

Die Berge sind zu Ende, ich erreiche das Flachland des Banat. Heute ist Samstag, da wird geheiratet - ich passiere drei verschiedene Hochzeits-Gesellschaften auf eine Strecke von 30 km.

Ich mache Pause in Timisoara, kaufe mir im Supermarkt was zu essen und setz mich in den Stadtpark um zu vespern. Eine Bettlerin kommt vorbei und will partout Geld. Ich geb ihr mein restliches Brot, aber sie will Geld. Sie murmelt was von Hospital, Operation. Ich hab aber kein rumänisches Geld übrig, ich bin ein paar km vor der Grenze. Schließlich gibt sie auf, schlurft davon und wünscht mir den Tod an den Hals.

[ Karte ]   Am späten Nachmittag überquere ich die Grenze zu Serbien. Um 20:30 Uhr finde ich Quartier in einem kleinen Dorf in der Serbischen Batschka, die Landschaft zwischen Donau und Theiß. Ich bin rechtschaffen müde, ich war heute 12 Stunden unterwegs für eine Strecke von knapp 600 km. Ich habe dennoch wenig Grund zur Klage, die Straßen in Rumänien waren eigentlich überwiegend akzeptabel. Die 20% schlechte Straßen allerdings haben's in sich. Es kann einem passieren, dass man auf eine Schlaglochpiste gerät, wo man für 100 km 5 Stunden braucht.

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