Griechenland [3]: Meteora

Reisebericht: Gregors Motorradreise in den Balkan
22.Mai - 18. Juni 2004

10. Juni, Meteora

Am Nachmittag erreiche ich das Dorf Kastraki am Fuße der Meteora Klöster.

Meteora bedeutet "in der Luft schwebend" und die Meteora-Klöster befinden sich auch tatsächlich dem Himmel nahe. Auf erstaunlich unzugänglichen Felsnadeln in bis zu 300 m Höhe, am Rande des Pindosgebirges in Thessalien gelegen, blicken sie weit über das Peneiostal.

Bis 1920 mussten Besucher sie auf gefährlichen und wackeligen Leitern erklettern, die bei Gefahr einfach eingeholt wurden. Die Leitern waren 30 m oder länger und wurden am Felsen befestigt oder man zog Besucher ganz einfach in Netzen nach oben. Die Felsnadeln bestehen aus Konglomerat-Sandstein, der vor 60 Mio. Jahren den Grund des Meeres bildete, das Thessalien damals bedeckte. Versorgungsgüter werden noch immer in Netzen nach oben transportiert, doch die Klöster können heutzutage über lange in den Felsen gehauene Treppen oder Brücken erreicht werden. Viele Mönche haben die Klöster verlassen um sich ihre Abgeschiedenheit zu bewahren, so dass sie heute eher Museen als Klostergemeinschaften gleichen.

Bereits im 5. Jahrhundert besiedelten religiöse Asketen damals die höchsten (550 m) Felsen. Felsvorsprünge und -spalten boten Schutz vor den Naturgewalten, die steil abfallenden Felswände hielten ungebetene Besucher fern. An Sonn- und Feiertagen versammelte man sich in einer schlichten Kapelle am Fuße des Felsens Doupiani. Gegen Ende des 12. Jhd. waren sie schließlich zu einer losen Gemeinschaft zusammengewachsen, die die Regeln der Einsiedelei respektierte. 1360 siedelte sich der Begründer des Hauptklosters Megalo Meteoron, der Mönch St. Athanasios vom Berg Athos, dort an. Die Legende erzählt, dass er zum Standort des heutigen Klosters von einem Engel oder Adler empor getragen wurde.

Ab dem 15. Jahrhundert, als die Türken Thessalien erobert hatten, entstanden über 30 weitere Ordensgemeinschaften. Ab dem 17. Jahrhundert setzte ein langsamer und stetiger Niedergang ein.

Die meisten Klöster waren für Männer bestimmt, doch es gibt auch einige Nonnenklöster. Heute werden nur noch 5 bewohnt: Meteoron, Agias Trias und Varlaam von Mönchen, Agios Stephanos und Roussanou von Nonnen.

Die sieben noch existierenden Klöster sind inzwischen alle über eine gute Straße erreichbar. Wer fotografieren will, sollte viel Film mitbringen. Hier wurden seit Erfindung der Fotografie Milliarden von Fotos gemacht, vergleichbar vielleicht nur mit den Pyramiden oder den Niagarafällen.

11. Juni

Morgens fahre ich noch mal zu den Klöstern. Ich besichtige eines der Klöster, nur über einen beschwerlichen Wanderweg und eine lange Treppe zu erreichen.

Der Pater vom Dienst spendiert Geleebonbons, Orangen-Glyka, Kaffee und Kekse. Er erzählt, dass das Kruzifix, das er um den Hals trägt, aus dem Originalholz vom Kreuze Jesu gemacht ist, und dass es wundersame Eigenschaften hat.

Er fragt nach meinen Gesundheitsproblemen. Ich murmele etwas von ein bisschen Herz hier, ein bisschen Magen dort. Das war vielleicht keine gute Idee. Er komplimentiert mich in die kleine Kapelle, zu der, so sagt er, Touristen keinen Zutritt haben. Es gibt Jahrhunderte alte Ikonen und Fresken dort, und einen neuen goldenen Kronleuchter, den ein Tourist aus Holland nach seiner Wunderheilung hier gespendet hat.

Dann behandelt er meine Beschwerden: Er nestelt mir das T-Shirt hoch, legt mir das Wunder-Kruzifix auf Herz- und Magengegend, und salbt die Stellen mit Öl ein. Zuletzt fragt er, ob ich noch weitere Beschwerden hätte. Mir wird ganz mulmig, und ich verzichte tunlichst darauf, ihm etwas von Hämorrhoiden zu erzählen.

Nachdem er meine Spende in bar entgegengenommen hat, ist er an meiner Gesundheit nicht mehr so sehr interessiert und verabschiedet mich eilig.

11. Juni, Meteora 11. Juni, Meteora

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