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Türkei [3] - Sinop und Trabzon

Reisebericht: Gregors Motorradreise um das Schwarze Meer
17. Mai - 18. Juni 2006

23.5.2006 - Von Amasra nach Sinop

23.5.2006 - Von Amasra nach Sinop [ Karte ]   Vor mir liegt eine der landschaftlich schönsten Strecken der Türkei, die Schwarzmeerküste. Die Straße verläuft oben am Hang in unzähligen Serpentinen parallel zur Küste. Eigentlich ein Sahnestück, sollte man meinen.

Aber als ich am Morgen losfahre, liegt das Meer im Nebel. Zwar fahre ich oberhalb des Nebels, aber ich sehe das Meer nicht. Aber das brauch ich auch gar nicht, weil die Straße meine ganze Aufmerksamkeit fordert. 23.5.2006 - Von Amasra nach Sinop Diese Küstenstraße ist in erbärmlichem Zustand. Voller Löcher, ausgewaschen, zerbröckelt. Es gibt Steinschlag, Erdrutsche, und immer wieder unbefestigte Stücke mit Sand und Geröll.

Die Vielfalt und Üppigkeit der Vegetation hier überrascht. Hier regnet es sehr häufig und die Temperaturen sind das ganze Jahr mild, das macht das Land grün und fruchtbar. Wo man hinsieht, Laub- und Nadelwälder, Haselnussplantagen, Obst- und Gemüseanbau, Reis, Mais und Tabak. Weiter im Osten, bei Rize, liegen Teeplantagen, die jährlich unvorstellbare Mengen Tee produzieren. Der Teeanbau hat in der Türkei erst vor etwa 40 Jahren im großen Stil begonnen. Seitdem trinken die Türken Tee, morgens, mittags, abends und zwischendurch. Den "türkischen" Kaffee haben sie sich weitgehend abgewöhnt, und man muss lange suchen, bis man ein Restaurant findet, wo es noch türkischen Kaffee gibt.

Von Amasra bis Inebolu geht's wegen des Straßenzustandes in verkehrsberuhigtem Tempo. Danach wird's etwas besser. Nach 9 Stunden habe ich ganze 300 km geschafft und erreiche Sinop. 23.5.2006 - Sinop

Um 400 v.Chr. wurde hier der griechische Philosoph Diogenes geboren. Als Diogenes in der Tonne . predigte er im reichen Athen den Konsumverzicht als den Weg zu Freiheit, Glück und Weisheit. Das macht mir die Stadt schon mal sympathisch.

Es ist ein Städtchen mit einem malerischer Fischerhafen, einer Zitadelle, einer verwinkelten Altstadt, jeder Menge Tavernen an der Wasserfront und natürlich zahlreiche Touristen.

Ich mache die Bekanntschaft einer Horde Engländern, die von Istanbul aus mit Leihmotorrädern hier auf geführter Pauschaltour sind. Am Abend sehe ich sie wieder, in der Hafentaverne sitzen sie, saufen und brüllen im Chor, so dass der Rest der Gäste betreten dreinschaut. Ich schleich mich dran vorbei, ich will nicht dass die Jungs mich erkennen und die Leute denken, ich gehöre dazu.

Ich finde ein Otel für 11 Euro, direkt neben einem ummauerten, bewachten Parkplatz, wo ich mein Mopped sicher und kostenfrei abstellen kann.

24.5.06 - Von Sinop nach Tirebolu

[ Karte ]   Pünktlich um 7:30 Uhr bin ich reisefertig. Aber mein günstiger Parkplatz erweist sich als Griff ins Klo. Er ist umzäunt, ummauert, verriegelt und verrammelt, es ist niemand da, und ich komm nicht an mein Mopped. Wann kommt da jemand und macht auf? Um 10 Uhr, heißt es.

Da steh ich nun. Keiner weiß die Telefonnummer des Parkwächters. Mein wütendes Fluchen bewegt den Geschäftsmann nebenan, rumzutelefonieren und zu recherchieren. Er hat dann doch Erfolg, um 9 Uhr kommt der Parkwächter und macht auf. Ich hab letztendlich nur 1 Stunde verloren.

24.5.06 - Von Sinop nach Tirebolu 24.5.06 - Von Sinop nach Tirebolu Wieder geht es durch herrliche Steilküsten bis Alacam. Danach wird das Terrain flach. Ab hier bis zur Ostgrenze der Türkei ist die Straße fast durchgehend autobahnähnlich ausgebaut, vierspurig, allerdings mit zahlreichen Ampeln und Kreuzungen.

Die Metropole Samsun soll eine gesichtslose Industrie- und Großhafenstadt sein, die durchfahre ich auf der Schnellstraße schnellstens.

Ab Fatsa wird die Küste wieder steil und bis Ordu sehr sehenswert. In dem kleinen Küstendorf Bolaman bei Ordu gibt es ein altes osmanisches Holzhaus, auf einem mächtigen, turmartigen Fundament aus Stein gebaut.

24.5.06 - Bolaman, Osmanisches Haus 24.5.06 - Grillrestaurant in Tirebolu Mein heutiges Ziel ist Giresun, aber als ich die Stadt erreiche, ist dort ein solch aberwitziges Verkehrsgedrängel, dass ich kurz entschlossen weiterfahre. Das war ein Fehler. Ich strande in Tirebolu, ein nettes Städtchen aber ohne brauchbare Unterkünfte im Zentrum. das einzige Otel liegt ziemlich weit draußen am östlichen Stadtrand. Nun gut, ich hab keine Wahl.

Restaurants gibt es hier an der staubigen Ausfallstrasse auch nicht viele. Ich hab nur dieses Grillrestaurant gefunden. ob ich dort was gegessen habe sag ich jetzt nicht.

25.5.06 - Von Tirebolu nach Trabzon

[ Karte ]   Nach weiteren knapp 100 km erreiche ich Trabzon, die drittgrößte Stadt der türkischen Schwarzmeerküste. Hier gibt es eine alte Stadtmauer, die den alten Teil der Stadt tief unten im Tal einschließt. Oben von der Betonbrücke der Stadtautobahn schaut das wie ein übler Slum aus.

Ich gehe hinunter um es von der Nähe anzuschauen. Es ist tatsächlich schlicht und arm, aber doch sauber und menschenwürdig. Ich wandere durch die Altstadt nach Norden, Richtung Meer. Dort, in den engen Gassen des alten Stadtkernes ist die Welt ein einziger großer Basar.

25.5.06 - Trabzon 25.5.06 - Trabzon

In der alten Karawanserei im Basarviertel ist die Schneiderwerkstatt. Ich frage höflich, ob ich ein Foto vom Schneidermeister bei der Arbeit machen darf, ja ich darf. Und die hübsche Schneiderin darf ich auch fotografieren.

Ich liebe Markthallen. Der Duft von Gewürzen, Gemüsen, Wurst und Käse, dazu der von Tee und Kaffe aus dem Teehaus, vermischt mit etwas Mief von Schweiß und Qualm - originaler oriantalisch gehts nicht.

25.5.06 - Trabzon
25.5.06 - Trabzon
25.5.06 - Trabzon

Ich möcht ja gerne meinen Tee bezahlen, aber der Teehauswirt lässt mich nicht. Ich glaube, von den 50 Gläsern Tee, die ich in der Türkei getrunken habe, hab ich keine 10 bezahlt.

25.5.06 - Eintopf im Lokanta Hier im Hafen legt die Fähre aus Russland an. Trabzon steht deshalb offensichtlich unter dem Einfluss russischer Touristen - viele Speisekarten sind auf Kyrillisch. Der Türsteher am Otel kann kein Deutsch und kein Englisch, aber dafür ein paar Brocken Russisch. Ich erkundige mich nach der Fähre, denn von hier will ich in einer Woche nach Sochi, Russland übersetzten. Die Fähre geht montags und freitags, jeweils um 19 Uhr.

Wieder gibt es meine Leibspeise, Tomateneintopf mit verschiedenen Zutaten, in einem Lokanta. Ich liebe es. Und der Preis (3 Euro) stimmt auch.

26.5.2006 - Von Trabzon Richtung Batumi, Georgien

[ Karte ]   Die letzten 150 km in der Türkei sind wie die Tage vorher. Ein 100 bis 200 Meter breiter Streifen direkt an der Küste wird überall zur Autobahn ausgebaut. Überall sind Baustellen, die Erde ist wund und staubig. Für eine zukünftige Tourismus-Infrastruktur am Strand ist ein für allemal die Chance vertan.

Die Bevölkerung wächst im Eiltempo, und damit wachsen die Städte, was wiederum zu massenhaftem Hochhaus-Wohnungsbau führt. Es gibt wenig Bürgersteige, die Städte sind oft etwas grau, staubig und gesichtslos.

Dafür sind die Menschen, nein, die Männer, herzlich und liebenswürdig (ich hab in 6 Tagen Türkei mit keiner Frau gesprochen). Es gab täglich mindestens 2 Einladungen zum Tee, beim Tanken, in Geschäften, am Straßenrand.

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