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Georgien [4] - Kasbegi

Reisebericht: Gregors Motorradreise um das Schwarze Meer
17. Mai - 18. Juni 2006

1.6.2006 - Über die Georgische Heerstraße nach Kasbegi

1.6.2006 - Festung Ananuri am Zhinvali Stausee 1.6.2006 - Georgische Heerstraße [ Karte ]   Heute will ich über die berühmte Georgische Heerstraße von Mzcheta nach Kasbegi an der russischen Grenze. Die russische Armee baute diesen uralten Handelspfad während des 4. Russischen Türkenkrieges (1768 bis 1774) für den Transport ihrer Truppen zu einer Straße aus, um Georgien vor der Eroberung durch die Türken zu bewahren. Das hat funktioniert, nur wurde daraufhin Georgien von den Russen annektiert.

Heute ist diese Route von Mzcheta bis ca. 30 km vor der Grenze bestens ausgebaut. Auf halbem Weg liegt der Zhinvali Stausee und an dessen nördlichem Ende die Festung Ananuri.

1.6.2006 - Georgische Heerstraße 1.6.2006 - Georgische Heerstraße Immer spektakulärer wird die Landschaft, ich nähere mich den schneebedeckten Gipfeln des Mtiuleti Massivs. Pittoreske Dörfer an steilen Hängen, reißende Flüsse, gigantische Murgänge.

Bei Gudauri, beim Dschwari-Pass, ist Schigebiet, verbunden mit wildem Bauboom. Wem St. Moritz zu profan ist, und Helikopter-Schi in Kanada zu langweilig, der kann es ja mal mit Schiurlaub hier im Kaukasus versuchen.

1.6.2006 - Georgische Heerstraße 1.6.2006 - Georgische Heerstraße Danach geht es wieder bergab, der Fluss Terek fließt nach Norden, Richtung Russland. Die letzten 30 km bis Kasbegi ist die Straße katastrophal zerbröselt, ausgewaschen, wüst. Von dem Asphalt, der hier zu Sowjet-Zeiten wohl mal existierte, gibt es nur noch jämmerliche Reste.

Aber wo ist denn nun Kasbegi? Keines der Ortsschilder der Dörfer hier oben trägt einen solchen Namen. Kurz vor der russischen Grenze erreiche ich ein Dorf namens Stepanzminda. Ich frage die Leute am Wegerand, wo denn nun Kasbegi sei. Es stellt sich heraus, dass Stepanzminda der ursprüngliche Name des Ortes Kasbegi ist. Das Dorf wurde von den Russen nach Qasibeg Tschopikaschwili benannt, einem Gebiets-Aufseher beim Bau der Heerstraße. Kein Wunder, dass die Menschen hier den ursprünglichen Ortsamen bevorzugen.

Ich bin am Ziel, am Fuße des Berges Kasbeg, dessen Gipfel über 5000m hoch ist.

1.6.2006 - Kasbegi, Blick auf den Kasbeg

Kasbegi erlebe ich mit etwas gebremstem Charme. Es ist Vorsaison, leider bin ich der einzige Tourist im Dorf. Ich wandere durch die Straßen. Der Blick auf die umliegenden Gipfel könnte grandioser nicht sein, aber das Dorf ist zu dieser Jahreszeit nicht unbedingt einladend. Reichlich Müll, wohin man sieht, am Straßenrand, hinter jeder Mauer, am Flussufer. Etwas zu viele leerstehende, verlassene, verfallende Häuser, staubige Straßen.

1.6.2006 - Hotel Lomi, Kasbegi Ich steige im Hotel Lomi ab. "Hotel" trifft den Sachverhalt nicht ganz, es ist eine (für mich durchaus akzeptable) Herberge für Rucksacktouristen, für 7 Euro die billigste Bleibe hier. Es gibt hier zurzeit kein Restaurant. In der Bar am Marktplatz kriege ich ein Chadjapuri, aber um 18.45 Uhr schmeißen die mich raus und machen Feierabend.

Das Dorf liegt auf 1700 m Höhe, und 470 m höher, auf einem Hügel direkt vor den Gletschern des Kazbeg, ist die Sameba-Kirche aus dem 14. Jahrhundert (nicht zu verwechseln mit der Sameba Kathedrale in Tbilisi).

1.6.2006 - Sameba Kirche, Kasbegi 1.6.2006 - Kasbegi, Reste der Seilbahn zur Sameba Kirche Diese Kirche ist so etwas wie ein Symbol für Georgien. Ihre Schönheit und Würde, und die wilde Entschlossenheit der Menschen hier vor 700 Jahren, ein solch gewaltiges Bauwerk in dieser Höhe zu schaffen, sind allesamt Sinnbilder für dieses Land und seine Menschen. 1988 wurde eine Seilbahn gebaut, die vom Dorf direkt zur Kirche führte. Wenige Jahre später, kurz nach dem Zerfall der Sowjetunion, verfiel die Seilbahn. Sie wurde stillgelegt und die Kabel abgeschnitten. Die Einwohner hier sagen, die Seilbahn hätte den heiligen Ort entweiht.

Von hier sind es nur wenige Kilometer bis zur russischen Grenze. Leider darf man da nicht nach Russland rüber. Touristen will man in diesem Eck Russlands nicht, vielleicht deshalb, weil nur 40 Kilometer östlich von hier Tschetschenien liegt.

2.6.2006 - Von Kasbegi nach Posof

2.6.2006 - Provinz Abchasien, Georgien Abchasien gehört offiziell zu Georgien. 1992 hat es mit massiver russischer Hilfe eine de facto Unabhängigkeit von Georgien erkämpft. Man könnte auch sagen, Russland hat Abchasien mit Waffengewalt von Georgien getrennt. Jedenfalls hat sich Abchasien nach dem Krieg für unabhängig erklärt. Kein Staat, außer Russland, erkennt die Unabhängigkeit Abchasiens an.
Mein nächstes Ziel ist Russland. Allerdings kann man da von Georgien aus nicht hin. Der Grenzübergang bei Kasbegi ist für Touristen gesperrt. Und die Route entlang der Küste des Schwarzen Meeres geht auch nicht, denn die geht durch Abchasien, und da dürfen Touristen auch nicht durch. Also muss ich zurück in die Türkei, nach Trabzon. Von dort geht eine Fähre nach Sochi in Russland.

Damit ist meine Reise nach Georgien zuende. Schön war es hier, einmalig anders als alle meine bisherigen Reiseziele. Es gab neben all den faszinierenden Eindrücken auch ein paar negative, die idiotischen Grenzregelungen in Georgien, die blöde Kaution, die ich in Aserbaidschan hätte zahlen sollen, die kaputten Straßen. Für abenteuerlustige Motorradreisende ist dieses Land auf jeden Fall ein unvergleichlich lohnendes Ziel. Ein Motorrad, welches für Schotterstraßen taugt, wäre kein Fehler.

[ Karte ]   In ein paar Stunden bin ich in Akhaltsikhe, von wo es nur noch 50 km ist bis Vardzia, mit seiner berühmten Burg und den Felsenklöstern. Aber just als ich Akhaltsikhe erreiche wird der Himmel schwarz. Es sieht nach Unwetter aus. Augen zu und durch, denke ich und fahre direkt Richtung Türkei.

Die letzten 15 km vor der Grenze bei Vale und Posof sind wieder ein Graus. Eine Straße wie eine Baustellenausfahrt. Ich fahre Tempo 15 und bedecke dabei mich und die Maschine gleichmäßig mit Dreck.

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