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Georgien [2] - Tbilisi (Tiflis)

Reisebericht: Gregors Motorradreise um das Schwarze Meer
17. Mai - 18. Juni 2006

28.5.2006 - Tbilisi (Tiflis)

28.5.2006 - Auf der S-1 Richtung Tbilisi 28.5.2006 - Tbilisi (Tiflis) [ Karte ]   Nach Tbilisi sind es nur mehr 200 km, da sollte ich gegen Mittag da sein. Hier ist die Hauptverbindung über Tbilisi nach Aserbaidschan und Iran, aber der Verkehr ist nach unseren Maßstäben eher dünn. Die Omnibusse, die hier fahren, sehen aus als wären sie in der Steinzeit irgendwo in Sibirien gebaut worden.

Am Straßenrand wird reger Handel getrieben. Alles was der Reisende braucht, der Bäcker verkauft sein Brot, Bauern ihr Obst und Gemüse. Manch einer der Straßenverkäufer hat sich am Straßenrand einen primitiven Wetterschutz gebaut, vielleicht verbringt er sogar die Nacht da drin.

28.5.2006 - Am Mtkwari Fluss Richtung Tbilisi

Ich überquere den Fluss Kura (georgisch Mtkwari) und sehe in der Ferne bereits das nördliche Ende von Tbilisi. Die Stadt ist lang, sehr lang. Sie erstreckt sich in einer Gebirgsniederung 21 Kilometer entlang des Flusses. Entsprechend dem gebirgigen Bodenrelief haben die Stadtbezirke Höhenunterschiede zwischen 380 und 727 Metern über dem Meeresspiegel. Viele Wohnviertel wurden in Terrassen an die Hänge gebaut.

Die Stadt hat jetzt weit über 1 Mio. Einwohner, und auch hier in Georgien grassiert die Landflucht. Dementsprechend schnell wächst und wuchert die Stadt. In den Neubaugebieten am Rande der Stadt wird emsig gebaut, und man kommt der Wohnraumnot nur mit Hochhäusern bei.

Aber das besondere der Stadt sind ja nicht die Neubaugebiete, sondern der elegante, historische Kern. Die schönste der Kaukasus-Hauptstädte hat einmalig pittoreske Panoramen und Unmengen architektonischer Kleinode. Sie hat einen malerischen Fluss in der Mitte, ist umgeben von spektakulären Hügeln in der Nähe und Hochgebirge mit ewigem Eis in sichtbarer Ferne.

Im 5. Jahrhundert befreite der georgische König Wachtang I. Gorgassali (dt. Wolfshaupt) Tbilisi von den Persern, machte sie zu seiner Hauptstadt und baute sie zur Metropole aus. Ein direkter Nachkomme dieses Königs ist Sascha Gorgaslangdze, Karate- und Meditationstrainer und Fremdenführer, bei dem ich hier übers Wochenende zu Gast sein werde.

Ich bin pünktlich um die Mittagszeit bei Sascha und seiner Frau Tamuna. Deren Landsitz in dem Dorf Birtvissi im kleinen Kaukasus, 80 km südwestlich von Tbilisi, ist eine erstklassige Adresse für einen Aktivurlaub. Wandern Baden, Klettern, Canyoning in Georgien bei Sascha, ein Geheimtipp für den, der alles schon gesehen hat. Sascha war viele Jahre in Stuttgart in der Jugendarbeit aktiv, und spricht sehr gut Deutsch. 28.5.2006 - Sameba Kathedrale, Tbilisi 28.5.2006 - Sameba Kathedrale, Tbilisi

Sascha führt mich durch die Sehenswürdigkeiten von Tbilisi. Ein Blick über das Meer der Stadt von der Anhöhe im Osten. Dann die neue Dreifaltigkeits-Kathedrale Tsminda Sameba. Sie ist (angeblich) die größte Orthodoxe Kirche der Welt und wurde nach fast 10 Jahren Bauzeit erst 2004 fertig gestellt.

Ein prächtiges, monströses Ding aus Sandstein und Marmor, ganz im traditionellen Georgischen Stil, aber in einer Größe, die ohne moderne Bautechniken wohl nicht möglich gewesen wäre. Ich vermute, in dieser abenteuerlichen Konstruktion, knapp 100 m hoch, ist unter dem Sandstein einiges an Spannbeton verborgen.

Die Bilder können die Ausmaße dieser Kirche nicht wirklich vermitteln, deshalb habe ich mal eine Fotomontage gemacht, die die Tsminda Sameba neben dem Kölner Dom zeigt.

28.5.2006 - Schwefelbäder, Tbilisi 28.5.2006 - Flüchtlingslager im Hotel Iveria, Tbilisi 28.5.2006 - Renovierung des Hotel Iveria, Tbilisi

Der georgische Name Tbilisi bedeutet soviel wie "warme Quelle". Man sagt den warmen schwefelhaltigen Quellen von Tbilisi große Heilkraft nach. Entsprechend beliebt sind seit Jahrhunderten die Schwefelbäder hier. Es sind unterirdische Badehäuser, von denen nur die Kuppeln sichtbar sind. Dahinter die einzige Moschee von Tbilisi, zumindest die einzige, die von Stalins Terrorschergen in den 1930er Jahren nicht zerstört wurde.

Das Hotel Iveria, welches nach dem Abchasien-Krieg in den frühen 90er Jahren zum Flüchtlingslager umfunktioniert worden war, ist jetzt leer. Nach mehr als einem Jahrzehnt wird dieser Schandfleck der Stadt renoviert und wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt. 28.5.2006 - Dschvari-Kloster, Mtzecheta 28.5.2006 - Dschvari-Kloster, Mtzecheta

Am nördlichen Ende von Tbilisi liegt auf einer weithin sichtbaren Anhöhe das Dschvari (Jvari) Kloster aus dem 6. Jahrhundert. Von dort droben ist das Panorama sensationell. Auf der Westseite schaut man auf Mzcheta (Mtskheta), welches 800 Jahre lang, bis ins 5. Jahrhundert, Hauptstadt des Georgischen Königreiches war.

28.5.2006 - Blick vom Dschvari-Kloster nach Norden

Davor ist die Mündung des Aragvi in den Mtkwari, der durch Tbilisi fließt. Auf der Nordseite geht der Blick entlang dem Aragvi und der Georgischen Heerstraße hinauf bis zu den Gipfeln des Kaukasus. Dorthin, zum über 5000m hohen Berg Kasbek, will ich demnächst fahren.

Mzcheta war nicht nur Hauptstadt, sondern auch spirituelles Herz Georgiens seit der Einführung des Christentums im Jahre 317. Hier ist heute noch die Zentrale der Georgisch orthodoxen Kirche. Einige der ältesten Kirchen Georgiens findet man hier, allen voran die 1029 fertig gestellte Swetizchoweli-Kathedrale.

29.5.2006 - Tbilisi (Tiflis)

Ich fahre noch einmal nach Mzcheta und besuche das in der Nähe liegende Kloster Shio Mgwime. Die Strecke dahin sei nur kurz und in gut befahrbarem Zustand, hat mir Sascha gesagt. Es zeigt sich, dass sehr viele wenig befahrene Nebenstraßen in den 15 Jahren seit dem Zerfall der Sowjetunion mehr und mehr verfallen. Damals hat Moskau wohl den Straßenbau subventioniert, aber das arme, vom Krieg der frühen 90er Jahre geschwächte Georgien hat nicht die Mittel, solche Straßen zu pflegen.

29.5.2006 - Mzcheta, Swetizchoweli-Kathedrale und Dschvari-Kloster Von dem einst auf dieser Strecke vorhandenen Asphalt ist nichts mehr vorhanden, die gesamten 20 km nach Shio Mgwime sind eine einzige Schotterpiste. Wenn ich einen Geländewagen oder eine Enduro fahren würde, würd ich sagen, eine gute Schotterpiste. Mit meinem schweren alten Ross ist es halt wieder mal sehr langsam, Schweiß treibend, mühsam.

Das Kloster liegt in einem halbrunden Tal, eine Seite offen mit Blick auf den Mtkwari -Fluss, die andere Seite umgeben von steilen Felswänden, fast wie ein Steinbruch. In den Felsen, teilweise in großer Höhe, sind zahlreiche künstliche Höhlen, hier hausten vor langer Zeit wohl Eremiten. Das Kloster wurde im 6. Jahrhundert von einem gewissen Vater Shio gebaut. König Davit der Erbauer errichtete im 11. Jahrhundert die heute vorhandene Kirche. Außerdem gibt es noch eine Kapelle aus dem 12. Jahrhundert. Unter dem sowjetischen Regime verwaiste das Kloster, heute leben wieder Mönche hier.

Auf dem Rückweg mache ich die Bekanntschaft von Tamari und Uli. Sie wohnen in Deutschland, haben aber ein geräumiges Ferienhaus hier. Ich kriege einen guten Kaffee, darf ihr Haus besichtigen, und die sensationelle Aussicht von ihrem Balkon fotografieren, die Swetizchoweli-Kathedrale, das Kloster Dschvari und die Mündung des Aragvi in den Mtkwari.

29.5.2006 - Tbilisi, Metechi Brücke 29.5.2006 - Tbilisi, Metechi Kirche und Denkmal König Wachtang I. Gorgassali Wieder in Tbilisi fahre ich noch mal in die Altstadt. Das wohl meistfotografierte Motiv von Tbilisi ist die Metechi-Kirche, die Metechi-Brücke und das Reiterdenkmal von König Wachtang I. Gorgassali.

Hinter der Metechi-Kirche gibt es eine Gasse, in der noch das pittoreske, alte, scheinbar etwas baufällige Tbilisi lebendig ist. Allerdings ist gerade diese Gasse auch eine Adresse für das Großkapital, denn all die malerischen Häuser auf der Südseite der Gasse, direkt am Steilufer des Mtkwari gelegen, sind inzwischen von internationalen Konzernen und Banken aufgekauft. Wer in dieser Stadt wirklich stilvoll repräsentieren will, braucht wohl ein Haus mit Balkon über den Uferfelsen, und davon gibt es nicht viele.

29.5.2006 - Tbilisi, Blick von der Metechi Kirche auf die Altstadt

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