Die Rückreise

Reisebericht: Gregors Motorradreise um die Ägäis

26.Mai - 20. Juni 2003

19.6.2003 - an Bord der Fähre

Auch nicht schlecht: Ich bin alleine in meiner preiswerten 4-Bett Kabine. Ich schlafe ganz gut von 0:30 bis 9:45 Uhr. Auf dem letzten Drücker gibt's dann ein üppiges Frühstück.

Um die Mittagszeit zieht ein Unwetter auf, mit Wolkenbruch, Blitz, Donner und Hagel. Aber die See bleibt ruhig. Ansonsten ist die Fahrt nicht aufregend, und ich muss meine Langeweile mit Bier behandeln.

19.6.2003 - Übers Timmelsjoch

19.6.2003 - Venedig 19.6.2003 - Venedig

Bei der Ankunft am frühen Morgen haben wir ein weiteres Mal die grandiose Skyline von Venedig vor Augen. Diesmal in der Morgensonne, und nicht weniger spektakulär als bei der Abreise.

Bei der Wahl der Strecke raus aus Venedig (Mestre - Treviso - Montebelluna) habe ich heute etwas mehr Glück als bei der Anreise. Der Verkehr ist zwar dicht, aber dazu gibt es während der Rush Hour in der Nähe einer Großstadt wohl keine Alternative. Nach 90 Minuten, im Piave-Tal, etwa ab Quero [S348] habe ich bereits ziemlich freie Fahrt und die Landschaft wird sehenswert. Weiter über Feltre [S50] Richrung Passo di Rolle. Auf dieser Strecke mache ich Bekanntschaft mit Südtiroler Straßentunneln der üblen Art, unbeleuchtet und schwarz. Der Gleichgewichtssinn droht zu versagen. Wer da ahnungslos mit Sonnenbrille reinfährt, fühlt sich wie in der Geisterbahn. 19.6.2003 - Passo di Rolle

30 km vor dem Passo di Rolle tauchen bereits dessen typisch Dolomitische Felszinnen auf, und bleiben während der ganzen Anfahrt fast ständig im Blick. Prächtige Berge, wonnige Täler, tolle Aussichten, bis der Pass auf 1970 m erreicht ist.

Nach dem Pass, ab Predazzo dann 16 km nach Norden auf der [S48], ab Vigo auf der [S241] Richtung Bolzano, ist eine durchgehend sehr sehenswerte Strecke. Die letzten 10 km vor Bolzano geht es durch einen sensationell engen Canyon, mit stählernen Fangnetzen über der Straße, die wohl die Autos vor Steinschlag schützen sollen.

Von Bolzano Nord bis Ausfahrt Süd nehme ich das einzige gebührenpfilchtige Stück Autobahn meiner Fahrt durch Italien, für 50 Cent. Von dort düse ich weiter im Jet-Tempo nach Meran bei 35° Hitze. Danach auf die [S44] ins Passeiertal über S. Leonardo, wo ich mir eine erstklassige Mittagspizza gönne.

Vor mir liegt das Timmelsjoch. Was mal eine Stichstraße zu einigen abgelegenen hochalpinen Dörfern war, ist nun eine Durchgangsstraße über einen frivol hohen Pass (2600 m), zu nichts gut als zum Entertainment der Sommertouristen. Aber Hallo, hier bin ich richtig. Allerdings brummen hier Moppeds rum wie die Fliegen um die Kuh. Ich fahre gemächlich, ich will schließlich was sehen, aber die Fliegen umschwirren mich wie blöd, die sehen nur Asphalt. 19.6.2003 - Übers Timmelsjoch

Die italienische Seite hat die schmalere Straße, weniger gut ausgebaut, viele stockfinstere Tunnels - aber die deutlich spektakulärere Landschaft. Auf der österreichischen Seite ist die Straße breit und makellos, doch das Ötztal ist im oberen Teil weniger markant. Doch auch dieser Teil ist unbedingt sehenswert, und wandelt sich weiter unten schnell in einem wildromantisches Flusstal mit Dörfern, Almen, irren Aussichten.

Kurz nach dem Ende des Ötztales erreiche ich Imst. Das Hahntennjoch, welches von hier ins Lechtal führt, ist wegen Erdrutsch immer noch gesperrt.

Über dem Fernpass liegen die schwärzesten Wolken seit Erfindung des Horrorfilms, also suche ich mir in einem winzig verschlafenen Nest bei Imst ein Bett. Peace.

Die Wolken halten an diesem Abend nicht, was sie androhen, es regnet nicht.

20.6.2003

Von Imst über den Fernpass und Reutte ist es nur noch ein Katzensprung ins Heimatland. Heute ist der Verkehr so dicht, wie ich es auf der ganzen Reise kaum erlebt habe. Es ist Ende der Pfingstferien in Bayern. Auto an Auto, und Schwärme von Motorrädern, alle auf der selben Straße in der selben Richtung unterwegs. Überholen ist zwecklos. Kurz nach der Grenze büchse ich aus. Ich verlasse die Karawane Richtung Pfronten und Immenstadt. Über Isny, Kißlegg, Wolfegg, Bad Waldsee fahre ich gemächlich und einsam vom Allgäu in die Schwäbische Alb. Ab Biberach bin ich auf meiner Hausstrecke. Reutlingen, Tübingen, Böblingen - ich bin daheim.

Fazit

Gregors Motorradreisen 2003

Was eine Reise nach Griechenland mit einem kurzen Abstecher nach Albanien werden sollte, wurde ziemlich spontan zu einer Rundreise durch den gesamten südlichen Balkan. Griechenland, so zeigt es sich, ist eine hervorragende Ausgangsbasis zur Erkundung der angrenzenden Länder, die man sonst nur über eine Ochsentour durch das ehemalige Jugoslawien oder Ungarn und Rumänien erreicht.

Das Reisen ist heutzutage auch in den ehemals unruhigen Staaten des südlichen Balkan kein wirkliches Problem mehr. Das Straßennetz ist akzeptabel, man muss nur etwas Zeit mitbringen. Was Griechenland betrifft, stimmen die Landkarten nicht mehr. Die Karten zeigen immer noch jede Menge "weiße" Straßen, die laut Legende "nicht staubfrei", also ungeteert sein sollen. Kaum etwas davon trifft heute noch zu. Heutzutage ist in Griechenland, aber auch in den angrenzenden Staaten, so gut wie alles geteert.

Ich möchte nun nicht unbedingt jedermann eine solche Reise mit einem alten Schlachtross wie meiner VX 800 empfehlen. Sie ist zwar extrem zuverlässig, aber bei einem nicht ganz trivialen Defekt hätte ich die Maschine wohl vor Ort verschrotten müssen. Wer repariert mir, sagen wir mal, das Getriebe einer solchen Maschine in Albanien? Der Zeitwert der Maschine ist jedoch gering genug, dass ich einen Verlust des Fahrzeuges hätte verschmerzen können. Das war als Eventualität durchaus eingeplant. Gottseidank ging alles gut.

Wenn man flexibel genug ist, seine Ansprüche an die Tourismus-Infrastruktur dem Angebot anzupassen, ist eine solche Reise ein immenser, und heute immer noch ziemlich exklusiver Spaß.

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