Mazedonien und Makedonien

Reisebericht: Gregors Motorradreise um die Ägäis

26.Mai - 20. Juni 2003

1.6.2003 - Ohrid-See

1. - 2.6.2003 - Mazedonien

Am Grenzübergang dauern die Formalitäten auf der Albanischen Seite 15 Minuten, aber die Einreise auf der Mazedonischen 1 Stunde, obwohl nur 2 Autos vor mir sind. 1.6.2003 - Ohrid-See

Kaum über die Grenze, gibts's eine angenehme Überraschung. Grün überall, es gibt Bäume, ja sogar richtigen Wald, kein Müll, blitzsauber, alle Häuser neu oder gut gepflegt. Zumindest im direkten Vergleich mit Albanien erscheint Mazedonien clean wie die Schweiz. Das erste Dorf am Ohrid-See, Pestani, ist richtig attraktiv, obwohl touristisch. Weiter geht's am Ostufer des Sees entlang nach Ohrid. Auch dort ist es richtig schön.

Ohrid

1.6.2003 - Ohrid 1.6.2003 - Ohrid - Festung des Zaren Samuel

Im Cafe am Kai treffe ich Tosho, den Bootsverleiher. Er vermittelt mir ein Privatzimmer für 15 EUR. Na ja, es ist zwar relativ neu und dazu noch preiswert, aber die Pensionswirte haben sich wirklich nicht beim Putzen überanstrengt. Das Bad schaut aus als wäre es 2 Monate lang nicht gereinigt worden. Nun, wat nix kost' dat is auch nix, sagen die Kölner.

Ich mach eine Rundfahrt durch die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten. Die Strandpromenade, die Altstadt, das Kloster St. Clement, die neue Stadt, den Wochenmarkt. 1.6.2003 - Ohrid - St. Pantelejmon 1.6.2003 - Ohrid - Kloster St. Clement

Die alles überragende Festung des Zaren Samuel stammt zwar aus 10./11. Jahrhundert, aber ein großer Teil der Außenmauern wurden in den letzten Jahren Stein um Stein, Zinne um Zinne neu aufgebaut. Ähnlich verhält es sich mit der Klosterkirche, die kürzlich mal eben einen neuen Turm bekam, und die neue Kirche St. Pantelejmon, von der vor ein Paar Jahren nur noch die Grundmauern existierten.

Ich mache einen Abstecher nach Struga am Nordende des Ohrid, mit schilfbewachsenem Strand und wuselig bunter Fußgängerzone.

2.6.2003 - Bitola

Die E65 von Ohrid nach Bitola ist gut zu fahren. Abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft, weite Aussichten, gute, kurvige, aber großzügig ausgebaute Straße.

Die Stadt Bitola gefällt mir auf Anhieb. Hier wird Multikulti ganz selbstverständlich gelebt, die Stadt wird neben slawischen Mazedoniern auch von Albanern, Türken und Aromunen bewohnt.

Ich gebe in Bitola meine letzten Dinare für Kaffe, Pizza und Cola aus. Ich besichtige im Zentrum eine schöne katholische Kirche, und zwei Moscheen am Ostende der Flaniermeile.

Weiter geht es nach Süden Richtung Griechenland. An der der Grenze bei Niki, vor der Einreise nach Griechenland, treffe ich auf ein Flüchtlingslager mit vielleicht 1000 Menschen - Männer, Frauen, Kinder. Der Grenzbeamte erklärt auf meine Nachfrage, es seien Zigeuner aus dem Kosovo, die nach Griechenland - sprich: EU - wollen, aber nicht dürfen, sie haben natürlich keinen Pass, kein Visum.

Provinz Makedonien in Griechenland

Chalkidiki, Griechenland

An dieser Stelle ist eine kleine Erklärung zum Begriff Makedonien erforderlich. Der oben beschriebenen Teil der Reise bezog sich auf den Staat Mazedonien, ehemals Teilrepublik von Jugoslawien, nördlich von Griechenland, zwischen Albanien und Bulgarien gelegen. Daneben gibt es in Nordgriechenland eine Provinz, die den Namen Makedonien (Makedonia) trägt, es ist das Gebiet um Thessaloniki und die Chalkidiki. Der unten folgende Teil der Reise bezieht sich auf diesen Teil Griechenlands. Edessa Wasserfall

Übrigens, die Griechen sind gar nicht glücklich darüber, dass die ehemalige Jugoslawische Teilrepublik sich mit ihrer Unabhängigkeit den Namen Mazedonien gegeben hat. Sie sehen darin einen territorialen Anspruch der Staates Mazedonien auf die griechische Provinz Makedonien. Tatsache ist, dass es durchaus politische Kräfte im Staat Mazedonien gibt, die solche Ansprüche vertreten - wie groß deren Einfluss ist, mag ich nicht beurteilen.

Weiter mit Tempo nach Edessa. Dort gibts'seinen Wasserfall zu sehen. Mit 100 Souvenirläden drumherum, wie sich herausstellt, dazu Obst-Stände mit Kirschen - heute alles fast ohne Kunden. Nun ja, es ist Montag, und Nebensaison, und mir soll's recht sein.

Die letzten 100 km bis Saloniki sind grausig. Durchgehend eine staubige, grellbunte, aber auch teilweise rostig-vergammelte Industrie-, Handels- und Gewerbezone.

Saloniki ist, wie zu erwarten war, ein verstopfter Moloch von City. An der Uferstraße im Cafe kostet ein Cappucino 4,50 EUR. Ich treffe dort Stefan, der bei einer griechischen Motorradzeitung arbeitet, und erzähle ihm woher und wohin meine Reise geht. Er weiß, wo es ein einigermaßen bezahlbares Zimmer gibt (30 EUR).

3.6.2003 - Chalkidiki

Raus aus Saloniki Richtung Süden ist auf den ersten 50 km genauso hässlich wie rein. Bis zur westlichen Chalkidiki Halbinsel Kassandra ist eine Autobahn, auch danach geht's zügig weiter. Entlang der Küste ist hier alles bebaut, weiträumig aufgelockert zwar, aber durchgehend, bis zum Beginn der Westküste der mittleren Halbinsel Sithonia. Danach ist es auf lange Strecken genauso unberührt wie vor 'zig Jahren.

Sarti

Ich erreiche schließlich Sarti an der Ostküste der Sithonia. Die alte Bucht im Süden des Dorfes, wo ich damals mit der Familie war, gibt es noch, dort stehen jetzt ein Duzend Ferienhäuser und am Strand campieren 10 Wohnmobile wild. Die alte Taverne finde ich nicht mehr, ist sie abgerissen, umgebaut, ersetzt? 3.6.2003 - Sarti, Chalkidiki

Das Dorf Sarti ist kräftig gewachsen, dort gibt es jetzt vielleicht 1000 Fremdenzimmer, 30 Tavernen, Supermärkte, Nightclubs, Discos, Motorradverleih, und jede Menge bulgarische Touristen - soviel, dass die Speisekarten teilweise auf Kyrillisch sind.

Das klingt vielleicht alles ein wenig negativ, was daran liegt, dass ich das heutige Sarti mit der Idylle von damals vergleiche - und das ist ungerecht. Sarti ist immer noch ein relativ kleiner Ferienort, gemütlich, aber auch unterhaltsam, ideal für junge Leute, mit einem Schuss griechischer Originalität und weit entfernt vom Ballermann. Es hat nach wie vor dörflichen Charakter und mindestens 50% der Wasserfront ist noch unverbaut. Nach wie vor zu empfehlen!

Am Abend campiere ich kostenlos auf dem noch geschlossenen Campingplatz des Ocean Beach Surf Hotels.

4.6.2003 - Chalkidiki

So schön Sarti ist, ist es mir doch jetzt in der Vorsaison zu langweilig, um 2 Tage am Strand rum zu hängen. Die Wäsche ist trocken, also weiter geht's. Fürs Packen brauche ich 2 Stunden - eine Nacht zelten lohnt sich eigentlich nicht. Es war zwar umsonst, dafür nimmt mir das schicke Hotel nebenan 6 EUR fürs Frühstück ab, und 1 EUR für 5 Minuten Internet. 4.6.2003 - Chalkidiki

Die Fahrt nach Norden, auf Nebenstraßen mitten durch die Berge der Chalkidiki, ist ein Geheimtipp. Die Straßen vierter Ordnung (auf der Karte weiß eingezeichnet) sind heutzutage alle geteert. Schotterpisten, wenn's nicht gerade eine Sackgasse ist, scheint es nicht mehr zu geben. Im Zickzack durch die Bergwälder, was gibts's schöneres?

Die Tiefebene nördlich der Chalkidiki ist staubig und langweilig, aber offensichtlich gutes Ackerland. In Siderokastra, kurz vor der Bulgarischen Grenze, gönne ich der Maschinen einen Ölwechsel. Ansonsten ist hier tote Hose. Also ab über die Grenze nach Bulgarien.

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