Griechenland [2]: Peloponnes und Kefalonia

Reisebericht: Gregors Motorradreise um die Ägäis

26.Mai - 20. Juni 2003

14.6.2003 - Peloponnes

14.6.2003 - Peloponnes

An der Ostküste des Peloponnes, bei Astros, bricht mir der Spiegel schon wieder, er fällt mir während der Fahrt quasi in den Schoß. Schnell finde ich eine Elektroschweißerei. Der Kerl brummt missmutig, widmet sich aber sogleich meinem Spiegel. Er schweißt ihn fachmännisch in wenigen Minuten. 14.6.2003 - Peloponnes Immer noch griesgrämig, lehnt er jede Bezahlung ab. Diesmal hindere ich ihn daran, die Schweißbeulen glatt zu schleifen. Das war wohl der Fehler bei der ersten Reparatur. Er ruft mir noch "kalo dromo" - gute Fahrt - hinterher.

Die Küstenlinie von Astros bis Leonidion ist so wildromantisch wie eh und je, und der Bau-Boom, obwohl vorhanden, hält sich in Grenzen. Es gibt immer noch all die Traumbuchten, meist jedoch nur schwer zugänglich.

14.6.2003 - Peloponnes

Heißer wird es, immer heißer. Bei Leonidion mag es um die 40° haben, das ist sogar während der Fahrt schwer zu ertragen. Aber dann kommt die Passstraße ins Landesinnere, und je höher es geht, desto angenehmer wird es. In Kosmas, 1200 m über dem Meer, hat es vielleicht 25 Grad.

Kosmas

Kosmas

Kosmas, meine alte Liebe, ist keine Enttäuschung. Die meisten Häuser sind gut im Schuss, und die Platia mit der Kirche und ihren hundertjährigen Platanen, sieben an der Zahl, ist fein herausgeputzt. Der Boden und die Straße sind mit Naturstein geplättelt, alle 8 Cafeneons, Tavernen und Restaurants haben geöffnet, es herrscht reger Betrieb. Allerdings sind keine ausländischen Touristen unter den Leuten, sind das alles Wochenendgäste?

Ich frage den Wirt des Cafeneons nach Übernachtungsmöglichkeiten. Hier im Zentrum gibt es nichts mehr, wohl wegen des Pfingstwochenendes, aber im 150 m entfernten "Cosmas Studio" reserviert er für mich telefonisch ein Zimmer. Mit 30 EUR nicht ganz billig, aber das Angebot und die Nachfrage bestimmen auch hier den Preis. Es ist ein feines Zimmer, und das letzte verfügbare im ganzen Ort, erfahre ich später. Kosmas

Drei Stunden verbringe ich auf der Platia bei Kaffee und Wasser. Trotz der vielen Autos, die hier parken, gibt es kaum Durchgangsverkehr, das ist erfreulich.

Bei genauerer Betrachtung in Form eines Rundganges durch das Dorf stellt sich heraus, dass es hier außer vielleicht ein paar Rentnern fast keine Dorfbewohner mehr gibt. Ich sehe keine Spur von Landwirtschaft, all die schönen Häuser sind wohl Freizeitresidenzen, die meisten sind verschlossen. Viele davon gehören wohl ehemaligen Dorfbewohnern, die jetzt in der Stadt leben. Die Kinder, die heute ankamen, sind den Omas und Opas hier offensichtlich bekannt und werden persönlich begrüßt. Die Ferien haben heute begonnen. Ich höre häufig den Gruß "kalo kalokeri" an die Neuankömmlinge - ich wünsche einen schönen Sommer. Kosmas

Im oberen Teil des Dorfes komme ich an einem bewohnten Haus vorbei. Der Besitzer erzählt: Im Krieg, so um 1943, wurde Kosmas von den Deutschen bis auf wenige Häuser niedergebrannt. Einige Ruinen zeugen heute noch davon. Im Winter liegt hier oft 2 Meter Schnee, dann leben hier nur eine Handvoll Leute. Viele Leute aus den Städten kommen das ganze Jahr am Wochenende regelmäßig hierher. Andere kommen nur während der Ferien.

15.6.2003 - Mani

15.6.2003 - Gythion

Die Route von Kosmas hinunter nach Skala, die wir in den Siebziger Jahren als schlimme Schotterpiste kennen gelernt hatten, ist breit und makellos ausgebaut und in 30 Minuten geschafft. Damals brauchten wir 3 Stunden.

Es wird wieder heiß, in Gythion hat es wieder weit über 30 Grad. Ich mach halt um was zu essen, bestelle dummerweise eine Portion Mini-Fische, die nur nach Frittenfett schmecken. Aber Gythion ist den Stopp wert, schon weil ich ihn bei meinen früheren Reisen 2 mal verpasst habe.

15.6.2003 - Mani Von Gythion geht es weiter nach Areopolis an der Westküste der inneren Mani. Ich verfahre mich in den Turmdörfern zwischen Areopolis und der Küste. Auch hier lebt absolut niemand mehr auf traditionelle Weise. Die alten Gebäude verfallen entweder, oder sind zum Hotel, Ferienhaus, oder Restaurant umfunktioniert.

20 km südlich finde ich bei Agios Georgios das Fischerdorf an der Küste, wo wir vor 9 Jahren mit dem Fahrrad waren. Das Dorf ist um ein Jahrzehnt mehr verfallen, dafür gibt's ein Dutzend neue Ferienhäuser und einige Bauruinen. Stavroula's Fischertaverne, in der wir uns damals so wohlgefühlt haben, ist verlassen und verrammelt. Die unwirschen Gestalten von der Konkurrenz gibt es noch, sie betreiben weiterhin ihre Taverne nebenan. 3 Kerle aus 3 Generationen, genauso muffig wie damals. Die ganze Zeit, in der ich meine Cola dort trinke, streiten sie sich wie ehedem über irgendwas, brüllen sich gegenseitig nieder. So sind sie halt, die finsteren Kerle von der Mani. Objektiv: Abgesehen von der senkrechten, himmelhohen Felswand an der Bucht hat das Nest nichts, was zum bleiben einlädt. Ich muss wieder weg.

15.6.2003 - Mani 15.6.2003 - Mani

Entlang der Westküste der äußeren Mani fahre ich Richtung Kalamata. Die Landschaft mit Steilküsten, Buchten und Fischerdörfern ist unvergleichlich, obwohl kaum einer der Strände im konventionellen Sinne "gut" ist. Aber trotz der Felsen, der Kiesstrände und der betonierten Häfen haben diese Orte etwas einmaliges, wildes, begeisterndes.

Kardamili

Ich lande am späten Nachmittag in Kardamili, dem letzten Badeort vor Kalamata - gar nicht mal schlecht. Das Zimmer ist einfach, mit Dusche und Wasser auf dem Gang, dafür aber nicht ganz billig: 30 EUR. Allerdings ist wegen des Pfingstwochenendes zur Zeit alles voll, also will ich nicht meckern.

16.6.2003 - von Kardamili nach Killini

16.6.2003 - von Kardamili nach Killini

Nach einem teueren Frühstuck für 9 EUR geht es weiter nach Nordwesten. Bis kurz vor Kalamata ist die Strecke noch attraktiv, aber dann kommt's dicke. Der lange Strand im Osten der City ist total zugebaut, Hotels, Cafes, Restaurants, Parkplätze, Straße. Was jemals an Kalamata ansprechend gewesen sein mag, ist seit dem Erdbeben 1986 durch architektonischen Einheitsbrei ersetzt worden. Nur den zentralen, breiten Boulevard vom Strand nach Norden erkenne ich einigermaßen wieder.

Die [82] nach Westen über Messini ist eine ziemliche Katastrophe, ein nicht enden wollendes Gewerbegebiet. Deshalb beschließe ich, Richtung Kiparissa quer durch die Berge, abseits aller Durchgangsstraßen zu fahren. Kurz nach Messini, bei Velika, biege ich nach Nordwesten ab. Ich erkundige mich wie immer in solchen Fällen über den Straßenzustand. Kein Problem, alles asphaltiert, sagt man mir.

Die Hälfte der Strecke läuft gut. Dichtes Grün, Oliven, Wein, Zedern, Berge - sagenhaft! Dann kommt die Ernüchterung, 7 km Schotterpiste über den Pass von Kefalovriso nach Raptopoulo. Mit einer Enduro wär das kein Problem, aber was mach ich mit meiner VX, die im Grunde ein früher Cruiser ist? Alternative zur Schotterstraße gibt's angeblich keine. Umdrehen ist mir zu blöd, also wage ich es und komme im Schritt-Tempo ziemlich problemlos durch.

Der Rest der Fahrt nach Kiparissa geht durch die Westflanke der Berge. Die Szenerie ist immer noch eindrucksvoll, aber wesentlich karger und felsiger. Die Straße ist eng, wellig und zerfranst, ich muss mich sehr auf den Asphalt konzentrieren und kriege nicht allzu viel von der Landschaft mit.

Ich erreiche die Küstenstraße [9] bei Pilos. Es ist eine Hauptverkehrsader, breit und stark befahren, also ziehe ich sie im Eiltempo bis Killini durch, wo ich am Nachmittag im letzten Moment noch die Fähre nach Kefalonia erwische.

Kefalonia

16. - 18.6.2003 - Kefalonia 16.6.2003 - Poros, Kefalonia Kefalonia ist wunderschön. Sehr grün, mit vielen Zypressen überall, erinnert mich die Insel an die Toskana. Von der südöstlichen Hafenstadt Poros geht es dann 20 km über einen Pass in ein weites Tal zur Hafenstadt Sami im Norden, von wo aus übermorgen eine Fähre nach Patras geht.

Sami ist ein gemütlicher Fischer- und Fährhafen. Ich finde ein passables Zimmer direkt am Kai. Internet kostet hier 7 EUR pro Stunde - ich verzichte. Am Abend gibt's direkt am Ufer ein mittelmäßiges Essen mit einem filmreifen Sonnenuntergang. Danach sitze ich noch auf ein Schwätzchen im Cafe in der Mitte des Hafens.

16.6.2003 - Sami, Kefalonia

17.6.2003

In meiner Pension habe ich Aufenthalt bis 16 Uhr ohne Aufpreis vereinbart, also kann ich eine schöne Inseltour machen. Quer über die Berge nach Westen geht es zur Inselhauptstadt Argostoli. Ein Fahrdamm führt über die flache Lagune zum Hafen, mit Markthallen, Tavernen, Fischerbooten und Luxusjachten. 17.6.2003 - Argostoli, Kefalonia

Nach einem Rundgang durch die Stadt geht es weiter nach Süden zum Kastell Agios Georgios, dann zurück zur Küste bei Agios Thomas. Ich plätschere zwei Stunden lang wohlig im lauwarmen Wasser und hole mir dabei einen Sonnenbrand. Inzwischen türmen sich über dem Zentrum der Insel dicke Regenwolken, also fahre ich entlang der Südküste im großen Bogen zurück und entgehe so dem Regen.

Zurück in Sami stellt sich heraus, dass die Fähre heute ausfällt, also darf ich den Aufenthalt hier um einen Tag verlängern. Den gesamten restlichen Nachmittag verbringe ich im Bett, das Bad im Meer hat mich geschafft.

18.6.2003 - Kefalonia

18.6.2003

Damit nicht genug, ich wache am nächsten Morgen auch noch reichlich spät auf. Die Zeit reicht gerade noch für den Brunch und für den Besuch der Klosterruine Agrilion. Eine Malerin dort, die die Küstenlandschaft im Aquarell festgehalten hat, erlaubt mir, das fertige Werk zu fotografieren. Es ist das Bild, welches im Hintergrund dieser Website zu sehen ist.

18.6.2003 - Patras Um 17 Uhr muss ich auf die Fähre nach Patras, wo ich kurz vor 20 Uhr eintreffe. Ich nehme in Patras in einem netten Straßenrestaurant noch mal ein (leider) mittelmäßiges Abendessen, kaufe mir ein Ticket nach Venedig, und gehe um 22 Uhr auf die Fähre. Um 24 Uhr wird sie ablegen.

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