Das Wetter ist wieder mal niederschmetternd. Im Nordosten ist es kalt und regnerisch, im Süden nicht viel besser. Im Alpengebiet Dauerregen mit Hochwassergefahr und auf den Pässen gar Schnee.
Seit zwei Tagen sitz ich das jetzt aus, zu Hause. Heute fahr ich endlich los, einfach in die Richtung, wo mir die Wetterlage zusagt.
Im Internet gibt es ja so praktische Wetterseiten, da weiß man genau, wo's gerade regnet, gestern, jetzt, und die nächsten Tage. So wie die Lage heute morgen ist, scheint Frankreich das einzige einigermaßen trockene Nachbarland zu sein. Das ist zwar genau entgegengesetzt der Richtung, die ich eigentlich geplant hatte, aber auch schön.
Das Provinzstädtchen hier ist ganz nett. Um 19 Uhr werden allerdings die Bürgersteige hochgeklappt, wie überall in Frankreich. Das hat den Vorteil, dass ich früh ins Bett komme und morgen extra früh weiter kann.
Eigentlich wollte ich schon am frühen Nachmittag hier sein, in Orleans, malerisch an der Loire gelegen. Aber ich vergeude arg viel Zeit in den verstopften Hauptstraßen und im Wirrwarr der Altstadt. Die Suche nach einer Unterkunft ist auch nicht so einfach, mehrmals wird mir der Weg erklärt, der dann an Fußgängerzonen und Einbahnstraßen endet. Irgendwann wirds mir zu dumm und ich tuckere einfach duch in die gesperrten Straßen und Plätze, die Rollerfahrer hier machen das ja auch.
Ich kriege letztendlich mein Bett. Und rechtzeitig vor Sonnenuntergang reicht es mir dann doch noch für ein Foto von der eindrucksvollen Kathedrale.
Die Hotels sind überall ziemlich voll, hab ich jetzt festgestellt. Weil ich mir die mühsame Suche nach einer Bleibe am Pfingstwochenende nicht noch mal antun möchte, und weil die Sonne heute so schön scheint, bleib ich hier noch einen Tag.
6 Kilometer bin ich durchs Vogeschutzgebiet gelaufen, weil ich den Fischerhafen besichtigen wollte. Es stellt sich heraus, dass das ein reiner Industriehafen ist, am Sonntag ist hier kein Mensch, Restaurants und Bars gibt es nicht und der Bus zurück in die Stadt fährt heute auch nicht.
Naja, Laufen ist gesund.
Figeac ist einen Besuch wert. Ein ziemlich unversehrt mittelalterliches Stadtbild, wenn man mal von den neuzeitlichen Schaufenstern und den auf allen Plätzen parkenden Autos absieht. Eng verwinkelte Gassen, massive Sandsteinhäuser, etwas Fachwerk.
Der Ort liegt am Jakobsweg. Dazu passen die zahlreichen preiswerten zwei-Sterne-Herbergen hier. Und gelegentlich sieht man ein spezielles Touristenvölkchen: Bin-dann-mal-weg Typen mit Rucksack, Treckingsandalen, Softshell-Anorak. Die Damen drahtig, naturgebräunt, leicht ergraut, selbstbewusst ungefärbt.
ich hatte für heute so eine schöne Route ausgearbeitet. Durch den Tarn-Canyon wollte ich fahren, und durch den Cevennen-Nationalpark. Aber daraus wurde nichts. Es wütet nämlich der Mistral, böig, saukalt und feucht unter schwarzgrauem Himmel. Ich ergreife die Flucht Richtung Küste. der Mistral bläst zwar auch hier, aber wenigstens scheint dabei die Sonne.
Die Stadtmauern der mittelalterlichen Hafenfestung Aigues Mortes bieten etwas Schutz vor dem Wind und die zahllosen Bistros auf dem Marktplatz ein kühles Feierabend-Bier. Der Tag ist gerettet.
In den französischen Westalpen bläst zwar auch der Wind, aber nicht so garstig kalt wie gestern.
Der Himmel heute ist wolkenlos und ich erlebe eine wunderbare Passfahrt von Digne zum Lac de Serre-Ponçon. Ein Juwel von einem See, tiefblau, 20 Kilometer lang schlängelt er sich durch die Berge des Departement Hautes-Alpes.
In Laszise am Gardasee ist die Luft so lau wie bislang nirgends auf der Reise. Sieht so aus als ob ich jetzt wirklich der allumfasenden mitteleuropäischen Schlechtwetterlage entronnen bin.
29.5.2015
Der Gardasee eins der beliebtesten Ziele derutscher Kurzurlauber, und das erzeugt gehörigen Rummel hier. Satter Dauerstau auf der Uferstraße, zigtausend Pizzerias, Hotels, Campingplätze.
Aber jedesmal wenn ich hier bin, fasziniert mich die mediterrane Athmosphäre in den alten Städtchen am Seeufer.
Vom Gardasee geht die Fahrt nach Venedig, und von dort genau nach Norden. Ich erreiche die Berge und darf eine schöne Fahrt über den Passo Rest genießen.
Danach will ich mir in Tolmezzo ein Quartier suchen, aber das Städtchen ist wegen irgendeiner Rallye-Großveranstaltung ausgebucht. Die nette Dame im Tourismusbüro schickt mich deshalb in ein schlichtes Quartier in einem gottverlassenes Bergdorf namens Piano d'Arta. Gerade als ich ankomme, setzt der Regen ein, übrigens bislang der einzige auf meiner Fahrt.
Leider wars hier im sonnigen Kärnten heut den ganzen Tag durchaus nicht sonnig. Nach der Überquerung des Plöckenpass bin ich noch bis Villach auf der Landstraße gezockelt, hab aber dann bis Graz die Autobahn genommen.
Das Fahren langer Strecken abseits der Autobahn ist nicht einfach hier in Österreich. Erstens haben die Nationalstraßen alle paar Kilometer andere Nummern, anders als daheim, wo eine Bundesstraße mit ein und derselben Nummer die ganze Republik durchquert. Zweitens gibts auf den Wegweisern an den Landstraßen kaum Fernziele, da wird aufs nächste Dorf verwiesen, sonst nichts. Wegweiser zu Fernzielen führen immer auf die Autobahn. Und drittens gibt es hier wesentlich mehr Geschwindiskeitsbeschränkungen, man kommt so gar nicht richtig vorwärts.
Das alles scheint mir das Ziel zu verfolgen, den Fernreiseverkehr ausnahmslos auf die Autobahnen zu drängen. Ist ja auch sinnvoll, wenn man es von allen Seiten betrachtet.
Am späten Nachmittag erreiche ich Graz. Die Stadt hat einen gemütlichen alten Kern, mit Kathedralen, Prachtbauten, zahllosen Plätzen mit Strassencafes und -Restaurants. Hier lässt sichs aushalten.
Der Höhepunkt des heutigen Tages war die Fahrt von Kapfenberg nach St. Pölten auf der S20. Eine endlose Kette von Bergen, Tälern, Wälder, Pässe, Dörfer, Städtchen. Das ländliche Österreich von seiner allerschönsten Seite.
Am Abend überquere ich die Grenze zu Tschechien und nehme Quartier in Znojmo, zu Deutsch Znaim. Mit den letzten Sonnenstrahlen erhasche ich noch ein Foto vom zentralen Masarykplatz mit der Pestsäule.
Heute war das Wetter zum ersten mal auf meiner Reise so richtig angenehm warm. Auf der ganzen Strecke so um die 25 bis 28 Grad, trocken, sonnig. Die Wettervorhersage verspricht in den nächsten Tagen noch meht davon.
Die Häuserzeilen um den Hauptplatz der Altstadt sind einmalig. Jede der Renaissance- und Barockfassaden ist makellos restauriert und gepflegt. Reich ornamentierte Giebel, schattige Arkaden, einfach ein Juwel.
Nur dein kleiner Teil des Platzes ist durch Parkplätze verunziert. Ansonsten laden zahlreiche Restaurants und Cafes die Touristen zum Verweilen. Muss man gesehen haben.
Königgrätz hieß diese Stadt mal. Da war doch mal was? 1866 haben die Preußen hier eine Schlacht gegen die Österreicher gewonnen.
Ansonsten wieder so eine denkmalgeschützte Altstadt, von denen es hier viele gibt. An der Nordseite des Marktplatzes reiht sich wieder eine Kneipe an die andere. Die Arkadengänge sind leider durch die davor liegenden Sonnenpavillions verstellt, aber dafür kann man direkt davor auf dem Marktplatz parken.
Das Renaissance-Rathaus mitten auf dem alten Marktplatz ist echt, aber viele der umliegenden Fassaden gingen im Krieg kaputt. Allerdings hat man sie originalgetreu nachgebaut, und das ist gut so. Hätte man in so manchen Deutschen Städten auch machen sollten, statt überall den historischen Kern der Innenstadt mit sogenannten zeitgemäßen Funktionsbauten zu verschandeln.
Das war heute ein mühsamer Ritt. Polen hat fast keine Autobahnen, drum ist der Verkehr auf den Landstraßen teilweise sehr dicht und entsprechend zäh. Für die heutigen 350 km hab ich deshalb 8 Stunden reine Fahrzeit gebraucht.
Heute sind die chronisch verstopften Landstrassen angenehm leer. Ach ja, Fronleichnam, da sind alle in der Kirche. Und bei der Prozession.
Dann geht es auf die nagelneue Autobahn nach Danzig. Die Fahrbahn ist bestens ausgebaut, aber bei den Mautstellen wurde gepfuscht. Das Verkehrsaufkommen bräuchte ein Dutzend Kassenpforten, aber es gibt nur sechs oder acht. Die Folge ist, 5 Kilometer Stau vor der Mautstelle. Die Zeit, die man durch die schnelle Fahrt auf der Autobahn gewinnt, verliert man wieder im Stau beim Bezahlen.
Dann erreiche ich Gdansk (Danzig). Heute, am Feiertag mit darauf folgendem Brückentag sind alle Touristen hier. Man tritt sich ein bisschen auf die Füße, aber das wunderbar restaurierte historische Zentrum der Stadt ist es wert.
Heute war ich in Sopot. Was Warnemünde für Rostock ist, ist Sopot für Danzig. Ein breiter Strand aus feinstem Sand, Hotels, Cafes, und tausende von Sonnenanbetern.
Am Himmel ist kein Wölkchen, aber es weht ein kühler Wind und die Lufttemperatur ist maximal 15 Grad. Während in Süddeutschland heute Dschungeltemperaturen herrschen, ist es hier also etwas frischer. So sind wohl die Hundstage an der Ostsee, ich kenn mich da nicht aus.
Świnoujście, das ist der Ostzipfel der Insel Usedom, und der gehört zu Polen. Hier gibt es den typischen, endlos breiten Ostseestrand, so wie ich das gestern schon hatte. Dazu riesige Dünen. Und Hotels, Fastfood- und Shoppingbuden. Und der Wind am Strand ist auch wieder so frisch.
Die Stadt hat mich jetzt nur mäßig begeistert, hier gibt es neben etwas historischer Bausubstanz auch reichlich sozialistischen Zweckbau.
Ein Katzensprung westlich liegt das Seebad Ahlbeck. Hier ist alles adrett, klinisch weiß, geordnet, gereinigt, gepflegt. Hier fängt das Land der Strandkörbe an, sowas gabs in Polen nicht.
Die Kundschaft hier ist dementsprechend wohlgesetzt und -situiert. Ich will nicht behaupten, dass ich da deplaziert wäre. Im Gegenteil. Für eine kurze Weile.
Hoch im Norden war es bei der Abfahrt zwar frisch, aber noch einigermaßen sonnig. Aber so Richtung Berlin zieht es sich zu. Heute ist also kein Wetter fürs Sightseeing. Und kurz vor Halle regnet es immer stärker. Also muss ich schleunigst runter von der Autobahn und mir ein Nachtquartier suchen. Das Foto zeigt den Marktplatz von Halle im Regen, was besseres kann ich heute nicht bieten.
Buh, ist das kalt heute. Relativ, meine ich.
Ich mag bei dem Wetter heut nicht so lange fahren, deshalb mach ich früh Feierabend in dem pittoresken thüringischen Hochschulstädtchen Schmalkalden. Das spätmittelalterliche Stadtbild mit seinen vielen perfekt restaurierten Fachwerkhäusern ist immer einen Besuch wert.
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