Gregor auf Reisen, 2008

Türkei, Syrien, Jordanien

15.05.2008 07:00:00 Stuttgart 48.72613,9.06806

Hier der Bericht über meine Reise im Jahre 2008. In diesem Blog habe ich während der Reise täglich meine Position veröffentlicht.

Diese Blog-Software war 2008 brandneu und wurde hier zum ersten mal eingesetzt. Blogs gibt es genug, warum hab ich hier das Rad neu erfunden? Ganz einfach, alle Blogs, die ich kenne, werden über das Internet geführt. Was aber, wenn ich in ein Land fahre, wo es keine oder zu wenig Internet Cafes gibt? Ich wollte einen Blog, den ich zur Not mit meinem Handy per SMS füttern kann. So etwas habe ich vergeblich gesucht.

Falls Ihr Fehler entdeckt, schreibt mir: ghn1(at)coolhaus(punkt)de

 

15.05.2008 19:30:00 Senigallia bei Ancona 43.70797,13.23461, 934 km, Total: 934 km.

Das war ein harter Ritt heute. Um die 1000 km, mir tut der Arsch und alle Knochen weh. Bin wohl dieses Jahr noch nicht so richtig im Training.

Aber jetzt bin ich am Ziel, morgen nehme ich die Färe von Ancona nach Griechenland.

 

16.05.2008 13:11:49 im Hafen von Ancona 43.62045,13.50763, 34 km, Total: 968 km.

Ich bin an bord. In 30 Minuten legen wir ab.

 

17.05.2008 11:32:49 Patras 38.25544,21.73508

Überall sind Schilder, die die Autobahn nach Athen als "Toll Road" kennzeichnen, aber alle Mautstellen sind unfertig und vergammelt. Die Fahrt kostet nichts. Mir solls recht sein.

Die Aussicht über den Golf von Korinth ist sicher sensationell, aber das Licht ist unfotogen dunstig.

 

17.05.2008 14:05:50 Kanal durch den Isthmus von Korinth 37.91777,23.00704, 154 km, Total: 1122 km.

Ich mache Halt bei der versenkbaren Brücke am Südende des Kanals. Große Schiffe fahren hier schon lange nicht mehr, für die ist die Passage zu schmal und genügend Tiefgang hat sie wohl auch nicht. Ab und zu kommt hier mal eine Yacht vorbei oder so. Dann wird die Brücke im Wasser versenkt, das Boot fährt darüber hinweg, und nach einigem Minuten taucht die Brücke nass wieder aus den Fluten auf.

Es gibt hier einen schmalen Schotterweg entlang der Westseite des Kanals. Gesperrt ist er nicht, also fahr ich ein Stück rein. Als ich anhalte, bin ich nur ein paar Schritte vom Rande dieser Höllenschlucht entfernt. Ohne jede Absperrung kann man, wenn man leichtsinnig genug ist, seinen Kopf über den Rand des 50 Meter tiefen Abgrunds beugen.

 

17.05.2008 16:00:00 Piraeus 37.94853,23.63846, 80 km, Total: 1202 km.

Von Korinth ostwärts bis Megara nehme ich statt der Autobahn die alte Küstenstraße Richtung Athen. Eine pittoreske, stark kurvige Berg-und Talbahn entlang des Saronischen Golf.

Je mehr ich mich Athen nähere, desto mehr zersiedelt zeigt sich die Landschaft, und dazu noch voller Industrie- und Kommerzbauten. Also nehme ich wieder die Autobahn und erreiche schnell und ohne Mühe Hafen von Piraeus.

Hier startet heute spät abends meine nächste Seereise, die Fähre zur Insel Kos.

 

18.05.2008 10:40:00 Kos 36.89774,27.28798, 250 km, Total: 1452 km.

Die nächsten zwei Tage werde ich mir die Insel hier anschauen. Viel Straßen gibt es nicht, die Strecke vom östlichen zum westlichen Ende der Insel beträgt kaum mehr als 40 km. Die Badeorte haben ein wenig Wildwestcharakter. Viel Wildwuchs gibt es hier, und Restaurants, Cafes, Tavernen noch und nöcher. Man hat den Eindruck, dass auf ein Touristenbett hier zehn Essplätze kommen. Das Angebot ist jedenfalls auch während der Hochsaison größer als der Bedarf, hat man mir gesagt.

20.05.2008

Etwa 250 Kilometer hab ich in den letzten 3 Tagen hier abgespult, es gibt fast kein nennenswertes Dorf hier, wo ich nicht mindestens ein mal war. Heute Nachmittag geht es für absehbare Zeit zum letzten Mal auf eine Fähre, nämlich nach Bodrum, Türkei.

 

20.05.2008 17:39:26 Bodrum 37.03285,27.42646

Autsch! Die Computerverbindungen am Hafen sind ausgefallen, deshalb kommt mein Mopped nicht durch den Zoll. Ich soll heut abend um 21 Uhr noch mal vorbeikommen, vielleicht gehts dann. Oder vielleicht morgen um 10 Uhr. Bis dahin bleibt mein Fahrzeug beim Zoll in Verwahrung.

Pünktlich um 9 sitze ich am verschlossenen Hafentor und warte auf den Zollbeamten. Um 22 Uhr kommt er dann tatsächlich. Eine halbe Stunde später bin ich wieder im Besitze meines Moppeds.

 

21.05.2008 18:14:58 Elmali 36.74361,29.91312, 417 km, Total: 1869 km.

Letztes Jahr hat mich die Fahrt an der Küste um Lykien sehr fasziniert, aber nochmal dieselbe Strecke? Ich ändere flugs die geplante Route und fahre ab Kalkan weg von der Küste nach Nordosten. Ich werde mit einer herrlichen Passstraße durch das Taurusgebirge belohnt. Alte Dörfer, Almen, und, wie überall in Lykien, Felsengräber.

Ich strande am Abend in einem verschlafenen Provinznest namens Elmali.

 

22.05.2008 17:50:00 Anamur 36.07131,32.86765, 384 km, Total: 2253 km.

Ich komme bei Antalya zurück an die Küste. Bis Alanya sind es 130 Kilometer hässlichste Autobahn, mit Tankstellen, Betonklötzen rechts und links und viel zu viel Verkehr.

Aber dann, zwischen Alanya und Anamur, erlebe ich noch mal die sensationellste Küstenstraße des Landes. Keine Touristengeschwüre verschandeln die Steilküste, kaum Dörfer und wenig Verkehr.

Hier gibt es jede Menge Bananenplantagen. Südlage, mides Klima und genügend Wasser tun das ihre, die Südfrüchte gedeihen prima. Sie sind etwas kurz, dünn und grau, und entsprechen so gar nicht der Chiquita-Norm. Aber sie sind köstlich, aromatischer als jede Banane die ich je zu Hause im Supermarkt geholt habe.

 

23.05.2008 18:19:58 Iskenderun 36.47625,35.98343, 496 km, Total: 2749 km.

Mehr aus Versehen bin ich hier etwas südlich von Iskenderun am östlichsten Punkt des Mittelmeeres gelandet. Hier ist tote Hose, keine Touristen, keine Dörfer, und fast keine Hotels. Dafür gibts hier tausende von Sommerhäusern. Die gehören wohl allesamt den wohlhabenden Bürgern aus Iskenderun - wer sichs leisten kann, verbringt die Wochenenden und die Ferien im Strandhaus.

Das Klima ist extrem feuchtheiß hier, das liegt wohl an dem über 2000 Mether hohen Nur-Gebirge, welches die feuchte Luft, die aus dem Westen vom Meer kommt, staut. Viel Regen ist die Folge, die Berghänge sind dschungelhaft tiefgrün.

Eine völig leere Absteige am Strand ist mein Domizil heute. Aber das Essen hat mich entschädigt: Hummus, Auberginensalat, Tomatencreme und Kebab. Das perfekte Dinner, 10 Punkte.

 

24.05.2008 14:25:49 Aleppo, Syrien 36.20505,37.14857, 158 km, Total: 2907 km.

Kaum habe ich die Kammhöhe des Nur-Gebirges überschritten, wird aus dem Dschungel Steppe. Getreideanbau gibt es, und Zwiebeln, und viel, viel Olivenbäume.

In der Schlange stehen muss ich an der Grenze zu Syrien nicht, obwohl hier um die zweihundert LKW auf die Abfertigung warten, kilometerlang. Ich fahre an der Schlange vorbei und komme sofort dran, aber die Türken brauchen eine halbe Stunde um mich raus zu lassen. Dann die Syrer. Auch dort wird mein Fall sofort bearbeitet, aber es dauert zwei Stunden. Passkontrolle, Polizei, Immigration, Zoll, Stempel, Formulare, Gebühren, Gebühren. Insgesamt bin ich 90 Euro los geworden, ein guter Teil davon geht wahrscheinlich in den Pensionsfond der Beamten hier.

Aleppo muss man sich erlaufen. Ich hab den Nachmittag in der riesigen Zitadelle und im Suq (Basar) verbracht, und jetzt bin ich rechtschaffen müde.

 

25.05.2008 21:28:21 Aleppo 36.20505,37.14857

Jetzt hab ich sämtliche Moscheen abgegrast, alle Gassen des Suq, die Armenische Kirche, und was es sonst noch zu sehen gibt. In der Kürze kann ich all die Eindrücke hier nicht schildern, das kommt später in meinem ausführlichen Reisebericht.

Deshalb mal was anderes: Es gibt auch hier Motorradfahrer. Man beachte die effiziente Schutzkleidung.

 

26.05.2008 17:40:20 Damaskus 33.51629,36.28052, 364 km, Total: 3271 km.

Auf dem Weg von Aleppo nach Damaskus besuche ich die "toten Städte" Al Bara und Sirjila. Nach einem verheerenden Erdbeben im 6. Jh. wurden sie von ihren Bewohnern aufgegeben. Trotzdem gibt es dort noch einige Häuser und Kirchen, deren Mauerwek die 1500 Jahre in ihrer Struktur unbeschadet überlebt haben - lediglich die ehemals hölzerne Dachkonstruktion fehlt.

Um 18 Uhr erreiche ich Damaskus, wo ich Unterkunft bei Freunden finde.

 

27.05.2008 16:47:46 Damaskus 33.51629,36.28052

Heute steht unter anderem eine Wanderung kreuz und quer durch die Suqs und ein Besuch der Omayyaden-Moschee auf dem Programm. Die Moschee, die sich im Laufe ihrer fast 2000jaehrigen Geschichte vom semitischen Tempel zum römischen Jupitertempel, zur Kirche, und schließlich im 7. Jh. zur Moschee wandelte, ist ein absolut bezaubernder Platz der Stille und Meditation, trotz ihrer enormen Größe und trotz (oder gerade wegen) der spielenden Kinder im Innenhof.

Morgen geht die Fahrt weiter Richtung Jordanien.

 

28.05.2008 14:36:50 Bosra 32.51782,36.48308, 180 km, Total: 3451 km.

Nahe der Jordanischen Grenze liegt Bosra, eine römische Garnisonsstadt, deren Ruinen erstaunlich vielfältig sind, man fühlt sich an Pompeji oder Ephesus erinnert. Das Prunkstück hier ist das Amphitheater, welches ganz sicher zu den am besten erhaltenen des gesamten ehemaligen römischen Reiches gehört.

Und das kam so: Die Kreuzritter brauchten einen geeigneten Platz für eine ihrer vielen Burgen, da kam ihnen der Standort des Theaters gerade recht. Also bauten sie ein riesiges, klobiges Fort um das Theater herum. Und als sie damit fertig waren, schütteten sie den gesamten Zuschauerraum mit Erde zu, und bauten obendrauf ihre Burggebäude. Also lag das Theater etwa 1500 Jahre geschützt unter Sand und Erde. Als man es so um 1950 herum ausgrub, erhielt man zur Belohnung ein makelloses, unverwittertes, komplettes archäologisches Sahnestück.

 

28.05.2008 18:59:48 Irbid, Jordanien 32.55547,35.84967, 90 km, Total: 3541 km.

Der Grenzübertritt nach Jordanien gestaltet sich wesentlich schneller, besser organisiert, und billiger als bei den Syrischen Amtsschimmeln. Ich hab gerade noch eine Stunde, um ein Quartier zu finden bevor es dunkel wird. Ich lande in einem sehr schlichten, preiswerten, aber sauberen 1-Stern Hotel in Irbid.

 

29.05.2008 10:52:45 Gadara 32.65417,35.67807, 35 km, Total: 3576 km.

Im Dreiländereck zwischen Jordanien, Israel, und dem Golan, im Dorfe Umm Quais, liegt die Ausgrabungsstätte Gadara. Das Sensationelle daran sind weniger die alten Gemäuer, sondern die großartioge Aussicht auf den See Genezareth.

Danach fahre ich im Jordantal nach Süden, aber ich halts nicht lange aus. Die Temperatur liegt über 40 Grad, und dazu ist die Luft feucht. Nach ein paar Dutzend Kilometer entziehe ich mich dem Brutkasten und fahre in die Berge, Richtung Jerash.

 

29.05.2008 14:45:12 Jerash 32.27192,35.89002, 100 km, Total: 3676 km.

Ein Trümmerfeld tu ich mir noch an, aber das hats in sich: Gerasa, in der Stadt Jerash, hat, unter Anderem, zwei Anphitheater, einen Hadriansbogen, ein Hippodrom, mehrere Tempel, eine Kolonnade und ein mit fast völlig intakten Säulen umrundetes, riesiges Forum. Unter Kennern antiker römischer Ausgrabungsstätte ganz oben auf der Hitliste.

 

29.05.2008 18:19:53 Madaba 31.71844,35.79332, 90 km, Total: 3766 km.

Mein Nachtquartier ist Madaba, die Stadt der Mosaikmacher und der vielen Kirchen.

 

30.05.2008 10:21:53 Wadi Mujib, am Toten Meer 31.46627,35.57268, 70 km, Total: 3836 km.

Über eine phantastische, winzige Straße geht die Fahrt von Madaba westwärts ans Tote Meer.

 

30.05.2008 14:00:00 Wadi Musa 30.31650,35.48080, 200 km, Total: 4036 km.

Bin heute in Wadi Musa. Dies ist der Ausgangspunkt zu der Felsenstadt Petra, die ich morgen früh besichtigen werde.

 

31.05.2008 06:00:00 Petra 30.31650,35.48080, 5 km, Total: 4041 km.

In der Früh um 5 stehe ich auf um mir die archäologischen Wunder von Petra anzutun, bevor es zu heiß wird. Diese Stadt enthält dutzendevon Monumenten, die aus dem Fels gehauen sind, Grabkammern, Wohnhöhlen und ganze Tempel, Kirchen, Basiliken.

Danach geht es für den Rest des Tages in non-stop nach Norden, Richtung Heimat.

 

31.05.2008 18:00:00 Dara 32.61970,36.11618, 336 km, Total: 4377 km.

Ich bin wieder in Syrien. Wohl oder übel muss ich in der häßlichen Grenzstadt Quartier nehmen, bei Dunkelheit kann ich nicht fahren.

 

01.06.2008 12:54:09 Krak des Chevaliers 34.75712,36.29555, 350 km, Total: 4727 km.

Zwischen Tartus und Homs liegt die 'Pforte von Homs', eines der wenigen Täler, wo die Kreuzritter und andere Heere unschwer von der Küste ins Landesinnere kamen. Die Kreuzritter erkannten das und bauten an genau diesem strategisch wichtigen Punkt die Burg 'Krak des Chevaliers', eine praktisch uneinnehmbare Festung. Tausend Jahre lang, auch lange nachdem die Kreuzritter heimgejagt worden waren, nutzten die jeweiligen Herrscher des Landes diese Schlüsselposition. Erst vor etwas mehr als 100 Jahren wurde die Burg auch von ihren letzten Besitzern, den Ottomanen, aufgegeben.

Heute ist die 'Krak' als die am besten erhaltene Kreuzritterburg Syriens ein Muß für jeden Touristen.

 

01.06.2008 18:01:24 Lattakia 35.52318,35.78143, 156 km, Total: 4883 km.

Mein Abstecher ans Meer stellt sich mir als große Pleite dar. Die Küste ist felsig und voller Algen, baden kann man hier kaum. Demzufolge gibt es auch kein Strandleben, keine Hotels, Bars, Restaurants. Stattdessen sind die Plattenbauten der Bürger, wo denn welche sind, bis ans Wasser gebaut.

Ich muss bis nach Lattakia weiterfahren, um ein Bett zu finden. Dies ist eine Industrie- und Hafenstadt ohne viel mediterrane Romantik. Dafür ist das Leben in den Einkaufsgassen und Straßencafes bunt, hier sind offenherzige, freundliche Leute, man möchte verweilen.

 

02.06.2008 18:30:00 Erdemli, Türkei 36.61553,34.29932, 446 km, Total: 5329 km.

Seit heute Mittag bin ich zurück in der Türkei. Die Fahrt ab Iskenderun ist nur noch Autobahn, ich kann Kilometer fressen ohne Ende.

Ich hatte gehofft, am späten Nachmittag das Mittelmeer zu erreichen, ein Touristenhotel zu nehmen, und noch ein Stündchen am Strand rumzuhängen. Daraus wurde nichts. Der Strand ist ab Mersin dicht bebaut, Betontürme mit Sommerwohnungen für wohlhabende Städter aus Mersin, aber keine Hotels.

Kurz vor Sonnenuntergang lande ich in einem billigen Otel in Erdemli, etwa 40 km südwestlich von Mersin.

Ich genehmige mir ein Bier in einer der hier seltenen Kneipen. Wer hier strandet, hat wohl keine bessere Option. Die freundlichen Zecher hier spendieren mir noch eins, die haben mir den Durst angesehen. Heute Abend bin ich einer der Ihren.

 

03.06.2008 17:30:00 Konya 37.87250,32.49560, 450 km, Total: 5779 km.

Ein drittes mal mag ich mir die Küstenstraße nach Antalya nicht antun, so schön sie auch sein mag. Bei Silifke verlasse ich die Küste, und fahre nordwärts entlang dem Göksu - Fluss.

Es ist eine der schönsten Routen, die ich je gefahren bin. 350 Kilometer lang Wälder, Canyons, Berge, Pässe, Kurven ohne Ende, kein Verkehr, keine Radarkontrollen, und, mal von ein einem Dutzend Dörfchen abgesehen, fast keine Menschen.

Übrigens, der Göksu ist der Fluss (damals hieß er Saleph), in dem Keiser Friedrich Barbarossa im Jahre 1190 während eines Kreuzzuges beim Baden ertrunken ist. Das hat er davon, im Kettenhemd geht man nicht schwimmen. Und was macht ein teutonischer Kaiser überhaupt auf Kriegspfad im Morgenland.

 

04.06.2008 20:33:20 Konya 37.87250,32.49560

Heute fahre ich keinen Meter, sondern verbringe noch einen Tag in Konya.

Tee und Bürek zum Frühstück. Dann Moschee, Museum, Basar. Tee, Basar, Moschee, Moschee.

Hello, my friend, how are you? Where are you from?

Lokanta, Döner. Moschee, Basar. Türkischer Kaffee, Dondurma.

Mittagsschlaf. Basar, Tee, Bananen. Moschee.

Would you like to see some nice carpets?

Mir tun die Füße weh. Morgen fahre ich weiter, Richtung Afyon.

 

05.06.2008 13:32:20 Afyon 38.75611,30.53885, 310 km, Total: 6089 km.

Statt der direkten Route nach Afyon nehme ich wieder ausgesuchte Nebenstrecken. Über Beysehir vorbei am Beysehir See und, besonders schön, am Egirdir See.

Kurz vor Afyon sehe ich die ersten Mohnfelder. Afyon heißt zu deutsch Opium, und der Schlafmohn wird hier immer noch in Massen angebaut. Allerdings geht die Ernte zu 100% in die pharmazeutische Industrie.

In Afyon gibt es eine Burg mitten in der Altstadt auf einem schätzungsweise 100 Meter hohen Felsen. Oben angekommen, habe ich einen phantastischen Blick auf das Tal von Afyon und die Altstadt mit ihren vielen traditionellen türkischen Erkerbauten.

 

06.06.2008 14:46:07 Küçükkuyu 39.54645,26.60340, 554 km, Total: 6643 km.

Hier war ich vor 5 jahren schon mal. Damals war es ein verträumter Fischerhafen, inzwischen ist auch hier alles, was auch nur annähernd in Wassernähe ist, zu 100% von der Freizeitindustrie vereinnahmt.

Freizeit ist in diesem Fall die Freizeit der Einheimischen. Ausländische Touristen gibt es hier nicht. Dafür wuchern die Sommerhaus-Siedlungen alle Küsten rund ums Land zu. Wer sichs leisten kann, und das sind nicht wenige, hat ein Sommerhaus am Meer.

 

07.06.2008 09:58:53 Çanakkale 40.14810,26.40560, 100 km, Total: 6743 km.

Ich lass mir neue Gläser für meine Brille machen, denn so billig wie hier krieg ichs nie wieder. "Finden Sie einen Optiker, der billiger ist als soundso" - kein Problem, musst nur in die Türkei fahren.

Als ich vor fünf Jahren hier war, hab ich geschrieben: Die Stadt ist wie viele Hafenstädte dieser Welt, der Sinn und Zweck dieses Ortes ist "nix wie weg". Ich hab der Stadt Unrecht getan. Heute finde ich sie durchaus ansehnlich. Sauber, schicke Boulevards mit schicken Shops, adrette Leute, Restaurants, Bars, ein Kastell an der Flußmündung, Uferpromenaden ohne Ende.

An der Südseite der Flussmündung ist die Reparaturwerft für Fischerboote. Ibrahim ist der Experte, der als einziger ganze Boote bauen kann, oder Spanten und Planken erneuern, oder die rostigen Nägel bei 50 Jahre alten Booten ziehen und duch neue, rostfreie ersetzen.

 

08.06.2008 15:33:23 Asprovalta, Griechenland 40.70755,23.70118, 450 km, Total: 7193 km.

Kurz vor der griechischen Grenze wird der Himmel so schwarz wie ein Novemberabend. Und dann kommt ein apokalyptischer Wolkenbruch, der die nächsten 2 Stunden anhält.

Von der türkischen Grenze Richtung Saloniki ist jetzt fast durchgehend Autobahn oder Schnellstraße. Bei Asprovalta gehe ich an die Küste. Wo nutzbarer Strand ist, ist alles bebaut hier, aber der Strand ist schöner, grobkörniger Sand, eine Ferienwohnung ist schnell gefunden, und günstig ist sie auch - nach etwas Feilschen.

Noch ist Vorsaison, auf 100 Liegestühle kommt vielleicht ein Tourist, aber egal. Hier komm ich endlich mal zu einem Bad im Meer.

 

09.06.2008 18:37:16 Haniotis 40.00028,23.57429, 238 km, Total: 7431 km.

Leider ist heute den ganzen Tag das Wetter grau und regnerisch, da mag ich die Kamera gar nicht auspacken.

Ansonsten ist die Chalkidi mit ihren vielen verwinkelten Nebenstraßen dritter Ordnung und mit ihrer großartigen Landschaft schon für sich alleine einen Motorradurlaub wert. Die Gegend ist immer noch dünn besiedelt, und es gibt im Landesinneren viele verschlafene Dörfer ohne Tourismus.

Aus einer Laune heraus nehme ich die Fähre zur Insel Amouliani, dort soll es ruhig und beschaulich sein. Denkste! Das gesamte Hafendorf auf der Insel ist Baustelle, alle Straßen sind aufgerissen, ich beiße auf Staub, an jeder Ecke hört man Presslufthämmer, Betonmischer oder Bagger.

Und Tschüs.

Gegen Abend fahre ich auf die Halbinsel Kassandra. Industrieller Tourismus-Wildwuchs pur. Da wurden und werden am Fließband Olivenhaine platt gemacht, und durch Feriensiedlungen oder Großhotels ersetzt. Ich nehme Quartier in Haniotis. Der Ort lebt zwar auch zu 100% vom Tourismus, aber hier ist die Touri-infrastruktur über Jahrzehnte gewachsen, und das Städtchen mit seinen bunten Gassen und Plätzen hat sich eine gewisse Urbanität bewahrt.

 

10.06.2008 13:10:48 an der Grenze zu Mazedonien 40.91303,21.41914, 290 km, Total: 7721 km.

Auf dem Weg nach Westen komme ich an Saloniki nicht vorbei. Die Ringautobahn wirds richten, hoffe ich, aber weit gefehlt. Sie ist total verstopft, ich brauche eine Stunde bis ich Saloniki hinter mir habe.

Über Edessa fahre ich in den äußersten Nordwesten Griechenlands, und dort ist die Landschaft und die leeren Straßen wieder mal eine Wonne.

Und dann, wieder mal aus einer Laune heraus, entschliesse ich mich, nach Mazedonien (die ehemalige Jugoslawische Teilrepublik) zu fahren, weil dort die Preise niedrig, die Menschen freundlich, und die Landschaft genauso wildromantisch schön wie in Nordgriechenland ist.

 

10.06.2008 18:00:00 Ohrid 41.11300,20.79930, 100 km, Total: 7821 km.

Nach einer guten Stunde bin ich in Ohrid. Ich liebe diese Stadt, wo das Kastell wie ein Scherenschnitt in der Abendsonne steht, der See rot leuchtet, wo die Fußgängerzone mit Marmor gepflastert ist, und wo das Bier im schicksten Straßencafe kaum mehr als einen Euro kostet.

 

11.06.2008 09:00:00 Albanien 41.08910,20.60650, 60 km, Total: 7881 km.

Ich umfahre den Ohrid-See an der Westseite, durch Albanien. Die Fahrt hinterlässt einen zwiespältigen Eidruck bei mir. Pogradec, die Stadt die mir vor 5 Jahren so sauber und adrett erschien, ist ein hässliches, staubiges Nest mit aufgerissenen Staßen geworden. Die Strecke von dort nach Korca, damals eine verschlafene Landstrasse, ist zur Zeit durchgehend im Bau, der Asphalt aufgerissen, das Gelände neben der Straße zwecks Verbreiterung planiert. Ich fahre 30 km durch Staub und buckligen, zerfurchten Schotter.

Dafür werde ich von der Passstraße von Korca nach Süden belohnt, sie ist wie eh und je wellig und schmal, aber durchgehend asphaltiert und ohne Verkehr, und führt über 100 Km durch die wildeste Berglandschaft des Balkans.

 

11.06.2008 17:00:00 Konitsa 40.04500,20.75370, 200 km, Total: 8081 km.

Nahe der Albanischen Grenze liegt Konitsa, umgeben von schroffen Zinnen des nördlichen Pindos-Gebirges.

Von hier hab ich morgen nur noch ein paar Stunden Fahrt nach Igoumenitsa.

 

12.06.2008 15:12:00 Igoumenitsa 39.45528,20.27390, 200 km, Total: 8281 km.

Nach herrlicher Fahrt durch die Berge erreiche ich den Hafen Igoumenitsa. Morgen früh geht von hier die Fähre nach Venedig.

Ich nehme mir ein Nachtquartier in einem der ehemaligen Fischerdörfchen südlich von Igoumenitsa. Fischer gibts hier keine mehr, dafür Hotels, Kneipen, Souvenirläden, und alles was der Tourist sonst noch braucht.

 

13.06.2008 15:12:00 40.43859,18.92944, 968 km, Total: 9249 km.

 

 

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